Facilities Management-Spezialist EDS hat das Nachsehen:

Kodak geht Rechenzentrumsehe mit IBM ein

04.08.1989

FRAMINGHAM (CW) - Ein Riesenfisch im RZ-Management-Geschäft ist Big Blue mit der Eastman Kodak Corp. ins Netz gegangen. Grund für diesen Fang: Der Farbfilmgigant krempelt in seiner US-Zentrale die gesamte DV um. So wurde außerdem ein Pilotprojekt gestartet, das die Portierung des Systems von Mainframes auf LAN-Server vorsieht.

Das kräftige Gelb, Markenzeichen des Kolorfilmgiganten Kodak, wird künftig von blauen Tönen durchsetzt sein: In den Rechenzentren in Rochester, wo sich neben Produktionsstätten auch das Hauptquartier des Unternehmens befindet, soll IBM das DV-Management übernehmen. Brancheninsider wittern hinter dem Auftrag ein Gegengeschäft - im letzten Jahr hatten die Armonker die Vermietung und Wartung für ihre Kopierer an Kodak übertragen.

Das Nachsehen bei den Verhandlungen hatte die Electronic Data Systems Corp. (EDS). Der Facilities-Management-Spezialist stattete Kodak in der Vergangenheit mit Systemen für Produktion und Verwaltung aus - der jährliche Auftragswert wird auf 25 Millionen Dollar geschätzt. Die Entscheidung des Kodak-Management kam für den Hersteller überraschend, denn das Angebot von Big Blue traf bei dem Konzern in Rochester zu einem Zeitpunkt ein,

als die Verhandlungen mit EDS schon recht weit gediehen waren. Die Kodak-Mitarbeiter stehen jedenfalls hinter der Entscheidung ihres Arbeitgebers: Während bei EDS firmeneigenes Service-Personal in den Rechenzentren der Kunden arbeitet, erhoffen sich die DV-Manager bei Kodak von der Zusammenarbeit mit IBM mehr eigene Einflußmöglichkeiten.

Die Mitarbeiter der deutschen Kodak AG in Stuttgart brauchen sich vorerst um Veränderungen in ihrer Umgebung kein Kopfzerbrechen zu machen. "Größe und Situation der EDV bei unserer Muttergesellschaft lassen sich mit der Kodak AG nicht vergleichen", erläutert Kodak-Vorstandsmitglied Helmut Press. "Wir überprüfen unsere Strukturen

regelmäßig auf Effektivität und Kosten. Derzeit sehen wir keinen Anlaß, strukturelle

Änderungen in Angriff zu nehmen oder gar an komplette Auslagerung zu denken." Diese Unabhängigkeit vom Hauptquartier in Rochester gelte auch für alle anderen Kodak-Töchter: "Die in Rochester von der Eastman Kodak Company getroffene Entscheidung ist kein Präzedenzfall."

Doch nicht nur in den Rechenzentren setzt Kodak auf neue Strukturen, sondern auch bei der Verteilung von Anwendungen im Netz. Bis zur endgültigen konzernweiten Umstellung des gesamten Informationssystems im Jahre 2000 will Kodak eine Strategie der kleinen Schritte verfolgen.

Zunächst wird man laut Projektleiter Gary Savarese den Bereich des Personalwesens einschließlich des Gehalts zum Teil auf LANs von 3Com und OS/2-Server von Microsoft auslagern. Mit diesem ersten Schritt will das Unternehmen sondieren, ob es technisch möglich ist, Applikationen näher an die jeweiligen Schaltstellen des Konzerns heranzubringen.

Der Filmgigant hofft, mit dem Pilotprojekt die erste Stufe einer verteilten SQL-Umgebung zu realisieren. Auf SQL basierende Datenbanken sollen sukzessive auf LAN-Servern stationiert werden, Applikationen auf Workstations laufen. Projektleiter Savarese sieht in der SQL-Lösung den Vorteil, daß die Anwender Front-end-Geräte, Back-end-Geräte, DBMS-Server und Applikationen kombinieren können.