Bei der Polizei in Bielefeld:

Knopfdruck ersetzt Telefongespräch

09.05.1975

BIELEFELD - Ein Knopfdruck und die Zentrale weiß, daß die Besatzung vom Streifenwagen 15 Mittagspause macht: in den Bielefelder Polizeifahrzeugen sind seit Ende vergangenen Jahres dort, wo Normalautofahrer ein Radio haben, zehn Drucktasten zu finden. Sie gehören zu einem Datenfunkgerät, das zusätzlich zum normalen Sprechfunk eingebaut wird. Durch Druck auf eine der zehn Tasten wird ein bestimmtes Tonfolgesignal abgegeben, das die zentrale Einsatzleitstelle empfängt. Ein Krantz-Kleinrechner mit 16 K decodiert das Signal und macht es auf dem angeschlossenen Bildschirm sichtbar. Am Bildschirm sieht der Disponent infolgedessen ständig, welche Fahrzeuge im Einsatz sind und was sie gerade machen. Der Bildschirm ist in drei Spalten aufgeteilt - in jeder Spalte können untereinander 20 Meldungen

stehen, und zwar die zwanzig letzten.

Status auf dem Bildschirm

Sind mehr Fahrzeuge unterwegs als gleichzeitig auf dem Schirm Platz haben oder will der Disponent sehen, was sie vorher gemacht haben, so kann er das Bild "rollen" lassen. Gespeichert werden die Meldungen eines ganzen Tages. Zusätzlich können über die Tastatur am Bildschirmgerät noch bis zu drei Zeilen Text eingegeben werden, die dann am Bildschirmrand erscheinen - beispielsweise als Erläuterung oder Zusatz zu den zehn Standard-Statusmeldungen.

Mit einem angeschlossenen Drucker kann ein Protokoll gedruckt werden, das das bisher von Hand geschriebene Wachbuch ersetzt. Die bisherigen Versuchsläufe zeigten, daß 60 Prozent aller Aktivitäten automatisch registriert und ausgewertet werden können. "Erst waren die Beamten skeptisch - als wir die Anlage nach 14 Tagen einmal abschalteten, hieß es: Um Gottes willen - wir können ja schon fast gar nicht mehr mit der Hand schreiben", erzählt Krantzprojektleiter Kühnen.

Entlastete Kanäle

Außer automatischer Protokollierung bringt das Verfahren noch zwei weitere Vorteile: bisher erforderte jede Routinemeldung vom Streifenwagen zwei Telefongespräche - eine Meldung und eine Bestätigung; durch die Verwendung des Datenfunks werden die Kanäle erheblich entlastet. Außerdem haben besonders bei Schichtwechsel die Beamten jetzt eine viel bessere Übersicht über das, was draußen läuft und was an Fahrzeugen verfügbar ist, als bisher.

Minimallösung für 100 000 Mark

Das in Bielefeld zur Zeit erprobte System stellt die "Minimallösung" dar. Kosten für Rechner und Software: rund 100 000 Mark. Dazu kommen die Datenfunkgeräte. Die als Alternative vorgesehene Maximal-Lösung soll in Bonn erprobt werden, ist aber so viel komplizierter, daß sie das Versuchsstadium bisher noch nicht erreichte.

Während die Polizei in Bielefeld das Ganze noch für geheim hält, meinte in Düsseldorf Schutzpolizeidirektor Fenn: "Das Übertragungssystem funktioniert gut. Wir glauben, daß das Verfahren für Städte der Bielefelder Größenordnung optimal ist, werden allerdings mehr Speicherkapazität brauchen. Bis zu einer abschließenden Beurteilung brauchen wir aber noch vier bis sechs Wochen."

Krantz und Bosch wollen jetzt testen, ob das System nicht auch für Taxis, Baubetriebe, Nahverkehr und Feuerwehr interessant ist.