Kleiner Schritt, grosse Wirkung

12.03.1993

Da hat also der Ende vorigen Jahres zurueckgetretene Postminister Christian Schwarz-Schilling, nach Meinung mancher Kritiker unnoetigerweise, noch schnell eine in ihren Konsequenzen gar nicht absehbare Lawine losgetreten. Immerhin, so der berechtigte Einwand, geht es im Zusammenhang mit Mister Blackpennys "Abschiedsgeschenk" fuer die Telekom ans Eingemachte - naemlich um das Monopol bei der leitungsgebundenen Uebertragung von Sprache.

Wenn auch ein voellig liberalisierter TK-Markt fuer die Bundesrepublik und wahrscheinlich auch fuer manch anderes europaeisches Land noch geraume Zeit Zukunftsmusik bedeutet - der von vielen Politikern strapazierte "europaeische Geleitzug" steuert in puncto Telekommunikation eindeutig in Richtung voelliger Abschaffung aller Monopole, daran aendert auch die noch so vehemente Kritik einzelner Traditionalisten wenig. In diesem Kontext war also die Anpassung deutscher Bestimmungen an bereits geltendes EG-Recht laengst ueberfaellig.

Dabei ging es nicht nur um eine kosmetische Korrektur in Sachen Binnenmarkt, sondern vor allem auch um die Tatsache, dass - waehrend man hierzulande immer noch mit Leidenschaft der Monopoldiskussion froent - immer mehr Unternehmen ihre TK-Knoten laengst ins Ausland verlegt und dadurch nicht nur Kosten gespart, sondern auch das Monopol des Bonner Carriers bereits wesentlich untergraben haben. Die Frage, die sich jetzt vielmehr aufdraengt, lautet, ob das deutsche Postunternehmen momentan ueberhaupt in der Lage ist, sich den veraenderten Bedingungen des Wettbewerbs zu stellen. Bei der Suche nach einer Antwort stoesst man allerdings schnell auf die Postreform II, und in diesem Zusammenhang ist derzeit mehr als nur eine Frage offen. gh