Kleine PC-Adapter finden besonders in Notebooks und Energiespar- PCs Platz In Deutschland fristet die neue PCMCIA-Norm Schattendasein

02.07.1993

FREISING (wm) - Gemessen am Interesse der deutschen DV-Hersteller und Distributoren war das Treffen der PCMCIA-Mitglieder in Freising kein Erfolg. Der neue Standard fuer PC-Erweiterungskarten koennte aber mehr Anhaenger gewinnen, wenn die Anwender die Zweckmaessigkeit der Steckkarten erkennen. Ein Vorteil der PCMCIA- Definition ist offensichtlich: Die Adapter haben die Breite einer Textspalte der COMPUTERWOCHE und sind etwa so lang wie die ersten beiden Absaetze dieses Artikels.

Seit 1989 arbeiten die grossen amerikanischen und japanischen DV- Hersteller an der Definition fuer einen neuen Kartenstandard. Seit September 1991 liegt die Version 2.0 der PCMCIA-Definition vor, und inzwischen haben 70 Prozent der Subnotebooks und zwei Prozent der Notebooks diesen Steckplatz eingebaut, wie die Marktforscher der Gartner Group ermittelten. Haeufig bleibt er aber leer und aehnelt damit wirklich dem schwarzen Loch, mit dem Toshiba in Anzeigen den Standard mit dem unaussprechlichen Namen umschreibt.

Fuellen werden die Anwender diese Leere wohl vorerst mit Modem- oder Speicherkarten, wenn der Preis eines PCMCIA-Adapters auf das Niveau der konventionellen Erweiterungen faellt. Die Marktforscher erwarten diesen Preisrueckgang schon in ein oder zwei Jahren, wobei sie voraussetzen, dass die Adapter problemlos zwischen verschiedenen PC-Fabrikaten ausgetauscht werden koennen. Genau an diesem Punkt aber krankt die neue Technik noch, weil die Hersteller in ihren Ankuendigungen wie immer mehr versprechen, als sie halten koennen. Ins Reich der Sagen gehoeren auch Behauptungen, dass die Adapter sofort nach dem Einstecken genutzt werden koennen und dass ein Wechsel bei laufendem Rechner problemlos sei.

Die heute angebotenen Adapter erfuellen zwar zum Teil diese Verheissungen, doch die bestehenden Softwareprobleme muessen die Entwickler von Microsoft oder Lotus und das PCMCIA-Normungsgremium noch aus dem Weg raeumen. Bisher ungeklaert ist zum Beispiel, welche Organisation die Kompatibilitaet der Hard- und Software prueft und ein Guetesiegel vergibt. Bis jetzt listen die Notebook-Hersteller penibel auf, welche Adapter in ihren Rechnern funktionieren, wobei sie sich meist nur fuer die PCMCIA-Adapter aus der eigenen Fertigung verbuergen. Einschlaegige Normen existieren allerdings bereits seit November 1992, und mit der Zeit werden wohl alle Hersteller den PCMCIA-Standard akzeptieren.

Platz finden PCMCIA-Karten heute aber zumeist nur in tragbaren Rechnern, waehrend Schreibtischsysteme bisher kaum mit dem kleinen Steckplatz ausgestattet werden. Die Marktforscher der Frost & Sullivan Market Intelligence sehen aber auch in dieser Rechnerklasse Chancen fuer die neue Technik, wenn das Energiesparprogramm "Energy Star" in den USA Wirkung zeigt. Mit dem Energy-Star-Siegel koennen Computerhersteller ihre Produkte schmuecken, wenn die Rechner nur noch einen Bruchteil des heute ueblichen Stromverbrauchs haben. Das ist aber nur moeglich, wenn alle Bauteile einschliesslich der Erweiterungskarten weniger Strom verbrauchen.

Wenn also mit der Forderung nach energiesparenden Schreibtischcomputern der Markt fuer PCMCIA-Adapter waechst, dann koennten tatsaechlich in den naechsten Jahren die Preise dieser Erweiterungen genauso sinken, wie es die Analysten prophezeien - analog zum Preisverfall fuer konventionelle ISA-Steckkarten in den 80er Jahren.