Multiplex 80 von "kabelmetal" für die 6000 Mitarbeiter der MTU Friedrichshafen

Klassisches Zeiterfassungssystem up to date

27.04.1979

FRIEDRICHSHAFEN/HAMBURG (gw) - Um Gleichzeit auch für Lohnempfänger ging es der MTU (Motoren- und Turbinen-Union ) in Friedrichshafen. 1971 wurde dort die Gleitzeit für Angestellte mit Stempelkarten und Stechuhren eingeführt. Eine Ausdehnung - von Anfang an geplant - setzte ein neues System voraus. Man schaute sich deshalb in Sterkrade bei GHH Anfang 1978 die dortige multiplex-80-Anwendung von "kabelmetal" in Hannover an.

Anfang 78 würde eine Betriebsvereinbarung (IBV) bei der MTU in Friedrichshafen über Gleitzeit für alle Mitarbeiter der Friedrichshafener Werke getroffen. Eine Ausnahme sollten die Schichtarbeiter bilden.

Ohne neue Hilfsmittel hätte die Personalabteilung die Anforderungen durch die BV nicht erfüllen können. Die Aufarbeitung der Salden aus der Stechuhrenabrechnung war unrentabel und nur mit einer Reihe zusätzlicher Mitarbeiter möglich gewesen.

So erteilte die Personalabteilung Anfang 1978 an die DV des Unternehmens einen Auftrag zur Anschaffung eines elektronischen Zeiterfassungssystems. Unter vier möglichen Systemen wurde die "m 80" ausgewählt. Sie erfüllte laut Anforderungs-Katalog der MTU folgende wesentliche Kriterien:

- Der Hauptrechner und ein Sicherheitssystem mußten 60 anschließbare Terminals verkraften;

- Es durften keine Anwesenheitskarten (Stempelkarten) mehr verwendet werden;

- An den Erfassungseinheiten (Terminals mußte der Zeitsaldo für die Mitarbeiter erkennbar sein (eigene Kontrolle der Mitarbeiter}

- Als Peripherie wurden bis zu zwölf Drucker für die Meisterbüros und Bildschirme für den Dialogbetrieb gefordert;

- Magnetplatten mit direktem Zugriff mußten vorhanden sein;

- Bei Ausfall des Systems mußte eine automatische Umschaltung auf den Sicherheitsrechner gegeben sein;

- Bei Terminalausfall sollte automatisch Meldung erfolgen.

Das zu installierende System mußte an das Großsystem (IBM /370, 158) mit 4 Ms und großer Peripherie anschließbar sein.

Für die geforderte Basissoftware galt dies:

- Die Arbeitszeiterfassung und -verarbeitung für verschiedene Zeitprofile der "Gleiter" und "Schichter";

- Führen eines Zeit-Kontos für alle Mitarbeiter über zwei Monate;

- Variable Schichtpausen;

- Feste und gleitende Mittagspausen;

- Die Korrektur von Zeit-Konten mußte über Bildschirm möglich sein.

Kabelmetal konnte die entsprechenden Programme erstellen und Lieferung innerhalb eines halbes Jahres zusichern. Das System war recht preisgünstig, denn Kabelmetal stellte MTU in Aussicht, daß sie künftig einen Rechner für Werk II (in Friedrichshafen) einsparen könnten. Alle Terminals waren an nur eine DV-Zentrale anschließbar.

Kurze Antwortzeiten, wie gefordert, und die einfache Handhabung der Erfassungsgeräte waren selbstverständlich. Die Hannoveraner lieferten im März 1978, und das O.K. für die "multiplex 80" kam von der Geschäftsführung der MTU im April.

Stufenweise voran

Am 1. September I 978 begann man probeweise mit der "Übernahme" von 400 Mitarbeitern auf das neue System. Bis zum 1. April 1979 waren es 3500. Bis zum 1. Juli dieses Jahres ist die Zeiterfassung bei MTU für 6000 Mitarbeiter, davon 4800 Gleitzeit-Beschäftigte, vollends "durch". Ein Personalmann der MTU: "Dann werden wir keine Stechkarte mehr haben." Das gilt auch für alle "Nichtgleiter".

Die bisherigen Erfahrungen sind gut. Natürlich ist auch hier ein gewisses Mißtrauen abzubauen gewesen - einige Mitarbeiter sollen,- laut MTU-Ondit - noch auf einem Zettelchen ihre Zeiten für sich kontrollieren. Meint der Personalmann: "Leute mit Gürtel und Hosenträger wird es immer geben" Doch Information und gezielte Schulung konnten dieses Mißtrauen relativ schnell abbauen.

Vorlaufkarte als Passierschein

Seit Einführung des neuen Systems werden für verschiedene Sonderzeiten sogenannte Vorlaufkarten bei MTU verwendet. Sie werden auch als Passierscheinersatz an der Pforte genützt. Diese Verlaufkarten gelten für:

- Tarifurlaub

- Dienstreise,.

- Freizeit auf Gleitzeitguthaben,

- Mehrarbeitszeit,

- Unbezahlte Freistellung,

- Dienstliche Abwesenheit.

Die Personalstammsätze, die Zeitkonten über zwei Monate, die Kostenstellendateien und die Tabellen für die Kalender und Vorlaufkarten lauten über vier Magnetplatten mit 4 x 3,2 MB. In einem "Mitternachtsprogramm" um null Uhr werden die Tageserfassungen auf Zeitkonten abgeschlossen, die Dateiensicherung wird vorgenommen. Dazu kommen die Zeitkontenschreibung, die Fehlerprotokolle und was zur Abwicklung noch nötig ist. Die Ausgabe dieser Auswertungen für Personalabteitung oder Fachbereich erfolgt dann am nächsten Tag. Aktueller geht's wirklich nicht.

Die Personalabteilung bei UMT ist recht zufrieden. Hier können jetzt drei Mitarbeiter für ihre eigentlichen Angaben (Beratung des Personals) eingesetzt werden. Zudem kann der Geschäftsabschluß für diese Abteilung bereits am 1. eines jeden Monats getätigt werden (Lohn- und Gehaltsabrechnung)

Die Anlage bei MTU ist im Leasing-Verfahren angeschafft worden. 20 000 Mark kostet das pro Monat. Ein leitender DV-Mann: "Auch ohne die Einführung der Gleitzeit für Lohnempfänger hätte sich das System für MTU voll gelohnt".