Killerapplikation und die Kaffeepause

24.02.1995

Wolfgang Freitag

Geschaeftsfuehrer der Mediateam GmbH, Mainz. Entnommen aus "Compuserve".

Selten hat man so viele gespraechsbereite Manager (auf und vor dem Podium) getroffen wie beim Kongress "Interactive Services" Anfang Februar in Muenchen. Da stellten Europe Online, Microsoft Network und America Online ihre Konzepte vor, und jeder von ihnen hofft, binnen einem Jahr 100 000 Anwender fuer sich gewinnen zu koennen. Da verweist Compuserve auf seine bisherigen Erfolge, spricht Datex-J ganz keck von seinen gut 700 000 Nutzern und erklaert sich selbst in Deutschland zum Klassenbesten, statistisch gesehen sogar gleich weltweit. Bertelsmann wiederum beeindruckt mit vielen und genauen Prognosen darueber, was man in diesen Netzen alles wird verkaufen koennen, waehrend Microsoft dann doch zugibt, nichts Genaues zu wissen. Auf jeden Fall will man in Redmond das weltweit schoenste Netz zur Verfuegung stellen - fragt sich nur, wofuer? Und dies ist auch der Grund, warum jeder mit jedem spricht: Gesucht ist die Killerapplikation, der ultimative Nutzen, der auch den letzten Fernsehzuschauer dazu bringt, demnaechst auf den PC-Bildschirm anstatt auf die Glotze zu starren. Der "Super-Mario" des Cyberspace gewissermassen, oder das rote Halstuch, die Kroenung der Queen, die Fussball-WM oder am besten gleich alles zusammen. Zudem werden Fernsehen und DFUE schnell zusammenwachsen. 5 Mbit/s sollen mit unserem alten Telefonnetz schon bald machbar sein, und das reicht dann zumindest fuer einen einfachen Spielfilm online. Trotzdem ist dies nur der erste Schritt auf dem Weg zum "goldenen Breitband". Das schafft 20 Mbit/s, und damit geht dann alles und vor allem schneller. Bleibt die schon bekannte Frage, was. Shopping, Gambling, Video on demand, Pizza to go - an guten Ideen mangelt es wahrlich nicht. Nur, was fehlt, ist halt besagte Killerapplikation, und solange die nicht gefunden ist, wird noch sehr viel miteinander gesprochen werden. Offline und auf Kongressen wie dem in Muenchen oder demnaechst wieder auf der CeBIT. Und weil dem (noch laenger) so ist, sind Kaffeepausen oft interessanter als so mancher Vortrag.