Kernbankensysteme erleichtern die Arbeit

Kernbankensysteme erleichtern die Arbeit

23.11.2007
<Verlegerpublikation>Alle 840 von dem Karlsruher IT-Dienstleister Fiducia betreuten Volksbanken und Raiffeisenbanken laufen seit Juni auf einem System. Unter „agree“, einem Retail-Bankensystem für das Universal- und Direktbankengeschäft, wurden vier Anwendungen zusammengefasst und zugleich neu entwickelt.

Immer mehr Banken erneuern ihre Kernbankensysteme. Der Fokus der Systeme liegt dabei meistens auf der Vertriebs- und Prozesssteuerung, womit den Anforderungen der Banken nach verstärkter Vertriebsunterstützung und Prozessorientierung entsprochen wird. So auch beim neuen System agree der Volksbanken und Raiffeisenbanken, dessen Einführung Mitte Juni erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

„Es gibt bei vielen Banken riesige Altlasten, zum Beispiel Legacy-Anwendungen, die sind ein Jahrhundert alt. Das jetzt schnell, agil, wirtschaftlich, kosteneffizient und schnell reagierend zu machen ist eine große Herausforderung“, umreißt Klaus-Peter Bruns, Vorstand Technik und Sicherheit der Fiducia IT AG, die Herausforderungen vieler Banken. In der Welt der Volks- und Raffeisenbanken, für die sich der Karlsruher IT-Dienstleister verantwortlich fühlt, wurde diese Problematik jetzt auf einen Schlag gelöst.

Das war zu Beginn nicht einfach. Vorstand Bruns:„Nach der Fusion mussten wir erst einmal alle davon überzeugen, dass wir auf ein Verfahren migrieren. Aus der Historie von Fusionen heraus haben wir vier Verfahren vereinigt. Wir haben diese aber
nicht einfach auf eines konsolidiert, sondern die Erfahrungen aus den unterschiedlichen Gebieten zusammengenommen und sie in das neue System einfließen lassen“.

Doch am Anfang der Umstellung gab es auch schwierige Zeiten, gibt Bruns zu. „Das erste Jahr war sehr finster. Da gab es Phasen der Instabilität, Performance-Probleme, fachliche Fehleinschätzungen, Dinge, die fehlen, die eine bestimmte Kundengruppe braucht.“ Zur Veränderung gebe es aber keine
Alternative. „Jetzt ernten wir das, was wir damals investiert haben“, sagt Bruns.

Mit dem selbst entwickelten Bankenverfahren löst der IT-Dienstleister die unterschiedlichen Banksysteme ab, die bisher bei den Partnerbanken im Einsatz waren. Die Umstellung auf agree war laut Fiducia eines der größten Migrationsprojekte in der Finanzdienstleistungsbranche. Während des Migrationszeitraums von 2003 bis 2007 wurden 840 Banken mit über 100.000 Arbeitsplätzen und rund 23.000 SB-Geräten umgestellt. Damit ist agree eigenen Angaben zufolge eines der am meisten eingesetzten Kernbankenverfahren in Deutschland.

Ein großer Vorteil des neuen Kernbankenverfahrens sei die völlige Durchgängigkeit: „ Wenn eine Bank einen Prozess im Vertrieb hat und einem Kunden ein Produkt verkaufen will, dann geht das jetzt von der Kampagne, über die Data-Warehouse-Anwendung bis hin zum Produktabschluss und vielleicht noch zum Cross-Selling alles in einem System. Im Hintergrund – für den Bankmitarbeiter nicht sichtbar – werden dabei bankintern
die verschiedensten Bereiche durchlaufen, wie etwa Kundenbearbeitung und CRM.

Für alle an der Migration Beteiligten bedeutete die Umstellung eine große organisatorische und logistische Herausforderung.
Bis zu acht Banken hat der Dienstleister parallel auf das neue System umgestellt. Den pannenfreien Ablauf sollte eine genaue Vorplanung garantieren. Der Fahrplan für jede Bank bestand aus den drei Phasen Qualifikation, Migration und Nachbearbeitung. In der Qualifikationsphase wurden die Bankmitarbeiter auf das neue System und die Migration vorbereitet.

Vor der Umstellung galt es, rund 20.000 Angestellte auf agree zu schulen. Vieles änderte sich für die Mitarbeiter. Die meisten Begriffe waren andere, die Masken sahen anders
aus. Bereits 2003 begann die Fiducia AG mit ihren Planungen.
„Am schwierigsten war es, alle emotional abzuholen und glaubwürdig rüberzubringen, dass die Assets größtenteils auch umgesetzt werden. Man agiert am Anfang immer nur mit Versprechungen. Die Angst, dass es am Ende des Tages dann doch anders kommt, war am Anfang groß. Das war ein
schwieriger Prozess. Die Bedenken haben sich gelegt, als die ersten Pilotbanken auf das System gegangen sind und die ersten Erfolge zu sehen waren.“

Mit erheblichen Einsparungen bei den angeschlossenen Banken rechnet Fiducia durch die gleichzeitig mit der Einführung von agree verbundene Auslagerung komplexer IT-Prozesse wie Datensicherung, Wartung und Administration an das Rechenzentrum der Karlsruher. Jetzt arbeitet der Dienstleister bereits an „agree 2008+“. Damit will Fiducia die IT-Bereiche weiter modernisieren und verbessern. „Stärkere Vertriebsunterstützung der Banken, spürbare Produktivitätssteigerungen und eine verbesserte Banksteuerung“, lauten die neuen Ziele.

Foto: fiducia