Enterprise Application Integration/Kommentar

Keine Spaghetti-Architektur

27.09.2002
Stefan Ueberhorst Redakteur CW

Quälte früher Spaghetti-Code die IT-Abteilungen, sind es heute Spaghetti-Architekturen. Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zwischen den Applikationen prägen das Bild vieler IT-Landschaften. Die Flexibilisierung der anwendungsübergreifenden Geschäftsprozesse ist damit völlig unmöglich. Deshalb versuchen Experten schon seit Jahren, das EAI-Thema in die Unternehmen zu tragen. Es klingt nur allzu logisch, wenn eine Message-orientierte Middleware standardisiert das übernimmt, was bislang in Form direkter Schnittstellen jeweils individuell eingestellt wurde: die prozessgesteuerten Kommunikationsmechanismen. Dennoch gehören EAI-Techniken in vielen deutschen Unternehmen zu den Exoten - diesen Eindruck gewinnt man angesichts der hierzulande mageren Umsatzzahlen einschlägiger Anbieter. Einen Grund vermuten Experten in dem Umstand, dass der Integrationsbedarf im R/3-geprägten Deutschland ohnehin relativ gering ist. Hat das Business Process Reengineering der 90er Jahre eine heile IT-Welt hinterlassen? Wohl kaum! Dagegen sprechen schon die in den vergangenen zwei Jahren verschärften Wettbewerbsbedingungen und deren Auswirkungen auf die IT.

Tatsache ist, bei EAI handelt es sich um aufwändige IT-Projekte, die kostenseitig erst einmal gerechtfertigt sein wollen. Da es aber aufgrund von Erfahrungswerten inzwischen möglich ist, die Effektivität einer EAI-Investition abzuschätzen, sollte dieser Kraftakt im Fall einer positiven Bilanz unbedingt angegangen werden. Denn schon reift mit Web-Services die nächste Integrationsgeneration heran. Eine mit vergleichsweise einfachen Mitteln standardisierte Kommunikation zwischen Partnerapplikationen und deren lose Kopplung via Internet wird gerne als kostengünstige EAI-Alternative falsch verstanden. Sie dient in erster Linie der unternehmensübergreifenden Kommunikation. Doch was hilft es, wenn Soap-Messages hinter der Firewall wieder auf eine Spaghetti-Architektur treffen? Eine Chance wäre vertan.