Alcatel und Ericsson melden Quartalsverluste

Keine Erholung im Markt für TK-Ausrüster

09.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Die TK-Ausrüster Ericsson und Alcatel haben schlechte Zahlen für das erste Quartal 2003 gemeldet. Obwohl nun die Talsohle durchschritten sein soll, plant Ericsson abermals die Entlassung von 14000 Mitarbeitern.

Mit minus zehn Prozent Umsatz hatte der neue Ericsson-Chef Carl-Henrik Svanberg eigentlich im laufenden Geschäftsjahr gerechnet. Nun fürchtet er, dass die Einnahmen sogar um einige Prozentpunkte mehr schrumpfen werden. Immerhin: "Das abgelaufene Quartal wird in diesem Jahr der Tiefpunkt sein", wagte der Manager zu prognostizieren. Besonders gelitten hatten die Schweden unter dem schwachen Absatz im Mobilfunkgeschäft, das mit 1,93 Milliarden Euro knapp ein Drittel weniger einbrachte als im Vorjahr. Einzig die Sparte für UMTS-Netze sei davon nicht so stark betroffen gewesen.

Insgesamt verbuchte Ericsson in den ersten drei Monaten einen um 30 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum gesunkenen Umsatz von umgerechnet 2,8 Milliarden Euro. Der Verlust belief sich auf rund 383 Millionen Euro nach einem Minus von rund 570 Millionen Euro im ersten Quartal 2002. Das makroökonomische Umfeld sei unsicherer geworden, die kurzfristige Nachfrage weiter gesunken, beklagte der Chef des weltgrößten Telecom-Ausrüsters. Also wird Ericsson nach einem Abbau von 45 000 Stellen im Jahr 2000 erneut Mitarbeiter entlassen. Im laufenden und im nächsten Jahr sollen jeweils 7000 Beschäftigte gehen, Ziel ist es, die Belegschaft im dritten Quartal 2004 auf 47 000 Leute zu verringern. Daneben bemüht sich der Konzern um weitere Kosteneinsparungen durch mehr Effizienz, was Svanberg allerdings nicht konkretisierte. Auf jeden Fall müsse das Unternehmen wieder profitabel werden.

Auch der französische Wettbewerber Alcatel schrieb - nach einem operativen Gewinn im Schlussquartal 2002 - im ersten Jahresviertel wieder rote Zahlen. Zwar konnte das Defizit von nun 461 Millionen stärker reduziert werden als erwartet, doch bis das Unternehmen zumindest im operativen Bereich wieder in die Gewinnzone vorstößt, dürfte es nach Ansicht von Alcatel-Chef Serge Tchuruk noch bis Ende des Jahres dauern. Auch er rechnet damit, dass sich der weltweite Markt im laufenden Jahr schlechter als ursprünglich angenommen entwickeln wird, seiner Meinung nach könnte der globale Absatz um mehr als 15 Prozent gegenüber 2002 zurückgehen. Im ersten Quartal meldet Alcatel einen Umsatz von 2,96 Milliarden Euro, das sind rund 31 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Den größten Einbruch verzeichneten die Franzosen in der Sparte für Festnetztechnik, wo der Umsatz um 38 Prozent auf 1,32 Milliarden Euro sank. Der Geschäftsbereich Mobilfunknetze nahm 32 Prozent weniger ein und kam damit auf 798 Millionen Euro. Nicht ganz so heftig erwischte es das Segment Private Kommunikation, in dem die Umsätze um 17 Prozent auf 952 Millionen Euro sanken. Um den erwarteten Umsatzrückgang aufzufangen, halten die Franzosen an ihrem Plan fest, die Zahl der Mitarbeiter von rund 100 000 Ende 2002 auf bis zu 60 000 Ende dieses Jahres zu senken.

Wie Svanberg geht auch Tchuruk davon aus, dass mit Abschluss des ersten Quartals das Schlimmste überstanden ist. Für das zweite Jahresviertel rechnet er mit einer Steigerung der Einnahmen gegenüber dem ersten Quartal um zehn Prozent, und in der zweiten Jahreshälfte sollte zumindest der Abschwung des Marktes beendet sein. Dagegen spricht, dass Ende April die sechs größten Netzbetreiber in den USA Kürzungen ihrer Investitionsbudgets bekannt gaben. Die Ausgaben für TK-Equipment sollen im Vergleich zum Vorjahresquartal im Schnitt um weitere 19 Prozent sinken. Bislang konnte in der Gruppe der großen TK-Ausrüster lediglich Nortel mit einem positiven Ergebnis aufwarten. Die Kanadier erwirtschafteten trotz gesunkener Umsätze für das erste Quartal einen Gewinn von 54 Millionen Dollar. (rs)