Private Ausbildungsinstitute ergänzen staatliche Institutionen

Kein Mangel an IT-Nachwuchs in Indien

04.05.2001
MÜNCHEN (CW) - Die IT-Industrie in Indien wächst rapide. Auch herrscht kein Mangel an IT-Spezialisten. Die Gründe für diesen Erfolg liegen in den vielen privaten Ausbildungsinstitutionen sowie dem Engagement der indischen Regierung. Neue Regelungen sollen noch mehr ausländische Investoren auf den Subkontinent locken.

Indien hat kaum mehr als 1800 Bildungseinrichtungen, die zu einem staatlich anerkannten Abschluss führen. Dennoch entlässt das Bildungssystem pro Jahr rund 200000 IT-Fachkräfte ins Arbeitsleben. Als Ergänzung zu den staatlichen Einrichtungen wurden mittlerweile mehr als 2000 privatwirtschaftlich geführte Trainings- und Ausbildungsinstitutionen geschaffen, die nicht in staatliche Programme eingebunden sind. Die Betreiber verstehen sich als Dienstleister, die Geld verdienen wollen und daher wesentlich teurer sind als die staatlichen Kollegien. Über mangelnden Zulauf können sie sich dennoch nicht beklagen, da genügend Lernwillige bereit sind, für ihre Ausbildung zu zahlen.

Viele der Studenten betreiben ihre Ausbildung auf Kredit. Sobald sie einen Job haben - und das gilt nahezu als sicher - zahlen sie das investierte Geld zurück. Natürlich gibt es auch Einrichtungen, die nur Geld machen wollen und schlecht ausbilden. Dieses Problem löst sich indes schnell: Ist die Qualifizierung unter dem Standard, wird die Institution nach zwei oder drei Jahren nicht mehr im Geschäft sein. Hält ein Ausbildungsinstitut jedoch das Niveau, bleibt es weiterhin wirtschaftlich erfolgreich. Den hohen Standard bezeugen die jeweiligen Anstellungen, die die Absolventen bekommen.

Über die privatwirtschaftlichen Initiativen hinaus gibt es in Indien seit Sommer 2000 ein Ministerium für Informationstechnologie. Die Arbeit dieses Ressorts zeigt bereits Früchte auf dem Weg Indiens zur Informationsgesellschaft: Im Rahmen einer von der Regierung ins Leben gerufenen Online-Initiative sollen Regierungs- und Verwaltungsinformationen unterschiedlicher Art künftig über das Netz abrufbar sein. Die Verwirklichung eines "E-Governments" gehört zu den vorrangigen Aufgaben des IT-Ministeriums.

Zudem sollen Investitionen in den IT-Sektor erleichtert werden. Dies betrifft eine Vereinfachung der Modalitäten für Investitionen aus dem Ausland sowie einfachere Regelungen für ausländische Unternehmen, die mit indischen Firmen zusammenarbeiten. So hat etwa die Frankfurter Jaron Internet GmbH über ein Off-Shore-Modell geschäftlichen Kontakt zu Indien. Diese Kooperation mit IT-Unternehmen in Hyderabad ermöglicht es dem auf E-Marketing und -Sales spezialisierten Anbieter, neue Dienste zu entwickeln, flexibel zu sein sowie sich auf die kontinuierliche Kundenbetreuung und den Markt zu konzentrieren. "Momentan planen wir nur mit einem Green-Card-Inhaber für dieses Jahr", so Unternehmensgründer Dennis Horch. Bei den derzeitigen Folgekosten lohne sich der Einsatz mehrerer indischer IT-Spezialisten vor Ort nicht.

Eine weitere Erleichterung für ausländische Kooperationen und Investitionen ist geplant: Ab Mai dieses Jahres werden nach Angaben eines Sprechers des indischen Konsulats, Frankfurt am Main, sämtliche Importbeschränkungen abgeschafft. Damit haben es ausländische Unternehmen noch leichter, Tochtergesellschaften in indischen IT-Hochburgen zu gründen.

Obwohl indische IT-Unternehmen im eigenen Land zur Elite zählen, kritisieren sie, dass sie mit den Konkurrenten aus den reichen Ländern hinsichtlich der Verdienstmöglichkeiten und Aufstiegschancen nicht mithalten können. Der scharfe Wettbewerb um IT-Experten auf dem internationalen Arbeitsmarkt könnte daher in Indien zu einem Brain Drain führen, der die heimische Softwareindustrie gefährdet.