Diffuse Berufsbilder verschärfen das Manpower-Problem:

Kein Know-how-Transfer Zwischen Uni und Praxis

04.05.1979

HANNOVER - Der Know-how-Transfer zwischen Hochschule und EDV-Praxis findet nicht statt. Ursache: Es werden nicht genügend Informatiker ausgebildet und für praxisgerechte Lehrpläne sind die Berufsbilder zu diffus. Die Anwender sind deshalb gezwungen, selbst verstärkt in die Aus- und Weiterbildung ihrer DV-Spezialisten zu investieren, wobei sie sich aber nicht der Illusion hingeben dürfen, daß sie sich jemals aus der Know-how-Abhängigkeit vom Hersteller befreien können.

Dies waren unter anderem Aussagen auf dem von der COMPUTERWOCHE während der Hannover-Messe veranstalteten Round-table-Gespräch zum Generalthema: "Was ist DV-Know-how beim Anwender heute und morgen wert." Auszüge der von den Teilnehmern mit Verve geführten Diskussion erscheinen in der nächsten COMPUTERWOCHE.

Bemerkenswert hakelig rieben sich die Meinungen bei dem Abschnitt, ob der, Anwender genügend Instrumente und Wissen besitze, um die Leistung künftiger EDV-Systeme zu beurteilen und ob hierfür das bis jetzt übliche DV-Management ausreiche. Dr. Werner Brack, von der Mannesmann-Datenverarbeitung, hält es für "eines der ganz großen Probleme, echt zu rechnen, was die Anlage bringt". Dr. Theo Lutz, Leiter der Abteilung Produktprognose im Planungsstab der IBM, sieht als Ursache für die Bewertungs-Probleme, "daß die Wirtschaftlichkeit von DV-Systeme nach wie vor mit Hardware-Maßstäben der sechziger Jahre gemessen werde". Dr. Horst Wildemann (Uni Köln) warnt generell davor, "Investitionsrechnungen, wie sie die Betriebswirtschaft entwickelt hat, einfach auf das Investitionsprojekt EDV-Lösung zu übertragen". Prof. Detlef Schmid (Uni Karlsruhe) zitiert aus einer Umfrage seiner Fachschaft, wonach "bei einem Prozeßrechner-Beispiel 50 Prozent der Anwender nicht in der Lage waren, zu beurteilen, ob sich die Wirtschaftlichkeit des Einsatzgebietes durch die Verwendung von Prozeßrechnern verbessern ließe". Dr. Horst Schüpferling (SCS) macht den Planungsstrategen jedoch Mut, denn "über die Kostenseite hat man ein EDV-System sehr, leicht im Griff".

Vor welchen Schwierigkeiten der Anwender bei diesen Bewertungstragen vom Wissensspektrum steht, das spießte NCR-Marketingchef Dieter Gallist auf: "Der kleine Anwender hat sehr wenig Chancen, den Wert eines Betriebssystems zu erkennen - er braucht das im

Prinzip auch gar nicht zu wissen, weil für ihn nur wichtig ist, wie sich das Betriebssystem ihm gegenüber verhält."