DV-Personal-Management-Studie der COMPUTERWOCHE

Kein Guru-Zuschlag mehr für Computerspezialisten

23.10.1992

MÜNCHEN (CW) - In der DV wird nicht mehr verdient als in anderen Fachbereichen. Dies ergab eine im Juli von der COMPUTERWOCHE durchgeführte Personalstudie. Lediglich 24 Prozent der Befragten gaben an, daß für DV-Spezialisten noch besondere Vergütungsregeln im Unternehmen gelten.

An der Befragung zum Thema DV-Personal-Management beteiligten sich rund 300 DV Leiter und 100 Personalchefs. Die Untersuchung hatte das Ziel, herauszufinden, ob die jahrelang andauernde Mangelsituation auf dem Arbeitsmarkt für DV-Fachkräfte deren personalpolitische Behandlung in den Unternehmen verändert hat.

Personal-Management-Aufgaben nehmen im Aufgabenspektrum der deutschen DV-Leiter breiten Raum ein: Fast ein Viertel von ihnen wendet dafür mehr als 20 Prozent der Arbeitszeit auf, während nur 17 Prozent weniger als fünf Prozent den Personalaufgaben widmen. Das ist kein Wunder, angesichts der Mannschaftsstärke in vielen DV Abteilungen. Rund ein Drittel der DV-Chefs haben die Personalverantwortung für mehr als 30 Mitarbeiter, über zehn Prozent sogar für mehr als 100 Untergebene.

Bei der Personalbeschaffung beschränkt sich der DV-Chef

wie andere Manager auch im wesentlichen darauf, das Anforderungsprofil für die zu besetzende Position zu erstellen. Aber auch bei der Festlegung des Beschaffungsweges sprechen noch fast die Hälfte ein gewichtiges Wort mit. Wenn es um die Sichtung und Beurteilung der Bewerbungen für eine DV Position geht, entscheidet nach eigenem Bekunden ein Viertel der DV-Leiter allein.

Zwei Drittel geben an, mitentscheidend zu sein. Die Personalabteilung ist vorwiegend mitentscheidend (49 Prozent) und beratend (30 Prozent) an diesem Prozeß beteiligt.

Die Akquisition von DV-Fachkräften unterscheidet sich kaum von der anderer hochqualifizierter Mitarbeiter. Nicht ungewöhnlich ist denn auch, daß lediglich ein Viertel der DV-Abteilungen in deutschen Unternehmen nach wie vor eine bereichsspezifische Gehaltsstruktur hat. Bei 57 Prozent erfolgt die Gehaltsfestsetzung für DV Mitarbeiter entsprechend den allgemein im Unternehmen gültigen Vergütungsregeln. Abgesehen von bestehenden Regeln, entscheidet bei 30 Prozent der Unternehmen der DV-Leiter von Fall zu Fall über die Gehaltshöhe eines DV-Mitarbeiters.

Für Spezialisten gibt es kaum Aufstiegschancen

Welche Maßnahmen für die Personalentwicklung bieten nun DV- und Personalchefs ihren DV Fachkräften? Am häufigsten wird die externe Weiterbildung genannt (92 Prozent), wobei es sich hier weitgehend um fachbezogene Themen handeln dürfte. Weit seltener gibt es individuelle Karrierepläne (51 Prozent) oder Job Rotation im Unternehmen (44 Prozent). So empfinden es viele DV-Fachleute als ein besonderes Problem ihrer beruflichen Karriere, daß sie, einmal als Spezialisten abgestempelt, in anderen Bereichen des Unternehmens praktisch keine Aufstiegschancen haben. Nur 22 Prozent der Unternehmen ermitteln die Potentiale der DV-Mitarbeiter durch Assessment Center.

Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung: Über 90 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits in den letzten zwölf Monaten DV-Personal eingestellt. Drei Viertel der Unternehmen werden eigenen Angaben zufolge auch in den nächsten zwölf Monaten DV-Fachkräfte anheuern, davon fast 20 Prozent mehr als fünf Mitarbeiter. Die Neuen kamen selten (16 Prozent) oder nie (42 Prozent) von Hardwareherstellern. Meist waren sie zuletzt bei Anwenderunternehmen (52 Prozent) oder Softwarehäusern (21 Prozent) beschäftigt. Die Teilnehmer an der CW-DV-Personal-Management-Studie repräsentieren praktisch alle Branchen und Wirtschaftssektoren.