Aufräumen in der eigenen Gerüchteküche

Kehrtwende bei IBM: Und der PC lebt doch

23.04.1999
MÜNCHEN (CW) - Jim Pertzborn, General Manager der Personal Systems Group bei Big Blue, ist den Gerüchten über einen Rückzug des Unternehmens aus dem PC-Geschäft entgegengetreten. Sein Boß Louis Gerstner hatte wiederholt vom Ende der PC-Ära gesprochen und damit die Spekulationen angeheizt.

Pertzborn hält es für fundamental, daß IBM weiter im PC-Geschäft mitmischt. Allerdings pflichtet er CEO Gerstner bei, daß sich das Computing-Modell grundsätzlich vom Client-Server zum Netzwerk verschoben habe. Auch Gerstner beschwichtigt: Er habe nicht gemeint, daß die PCs verschwinden würden. Das sei auch den Mainframes erspart geblieben. Vielmehr sei der PC zukünftig nur eines von vielen Geräten für den Anschluß an Netzwerke.

IBM tut gut daran, den PC-Markt nicht zu vernachlässigen. Hatte das Unternehmen hier im Jahr 1998 einen Verlust von knapp einer Milliarde Dollar gemacht, so deutete das letzte Quartal auf eine Erholung des Geschäfts hin. Das Marktforschungsunternehmen IDC bescheinigt den Armonkern denn auch als einem der ganz wenigen Tophersteller im vierten Quartal 1998 Zuwächse in diesem Segment. Preisverfall und aggressive Direktvermarkter wie Dell ließen die Luft im PC-Geschäft zuletzt immer dünner werden. IBM ist hier in die Offensive gegangen und hat ein weitreichendes OEM-Abkommen mit Dell getroffen. Die Texaner werden in den nächsten sieben Jahren Computerkomponenten im Wert von rund 16 Milliarden Dollar von IBM kaufen. Zudem wollen die Firmen auch in der Produktentwicklung kooperieren. Merrill-Lynch-Analyst Steven Milunovich freilich hatte Big Blue genau den umgekehrten Weg angeraten. IBM solle PCs und Bauteile bei Dell oder Intel einkaufen, mit dem eigenen Logo versehen und im Rahmen von Gesamtlösungen vertreiben. Wie auch immer: Der PC lebt, auch bei IBM.