Nur im NT-Server-Bereich Gerangel

Kaum Produktüberschneidungen durch Compaqs Übernahme von Tandem

27.06.1997

Zu den Kunden des Herstellers aus Cupertino, Kalifornien, gehören hierzulande Finanzdienstleister wie die Deutsche Bank, die in ihrer sogenannten Clearing-Stelle GZS in Eschborn die Kreditkartenabrechnungen auf Himalaya-Maschinen erledigt. Die Deutsche Bahn wickelt auf den gleichen Tandem-Systemen ihre Reservierungen ab. Das Versandhaus Quelle und Karstadt schultern mit den fehlertoleranten Rechnern ihr Retail-Geschäft, Daimler-Benz seine Produktionssteuerung. Die Telekom wiederum nutzt Himalaya-Maschinen für Entscheidungsfindungsaufgaben sowie für das Call-Center ihres T-Card-Geschäftsbereichs.

Produktüberschneidungen gibt es durch den Merger nur in Tandems Einstiegs-Server-Bereich. Die NT-Server-Linien der "S100"- und "S1000"-Modellreihen deckt Compaq durch seine "Proliant"-Systeme ab. Michael Weilbacher, President der Tandem Europe Inc., sieht insbesondere bei dieser Rechnerkategorie Handlungsbedarf für Produktbereinigungen.

Pfeiffer wollte sich in einer Telefonkonferenz zur Produktstrategie nicht äußern. Eine interne Verlautbarung wird da deutlicher: Beide Unternehmen gehen davon aus, "für Standardbasisprodukte" Compaq-Geräte anzubieten. Außerdem würden im Lauf der Zeit in Paketangeboten für Cluster-Umfelder Compaq-Komponenten eingesetzt werden. Ferner heißt es, Compaq offeriere NT Server mit ähnlichen Charakteristika wie Tandem. Tandem werde "sein NT-Angebot im Einstiegssegment sobald als möglich auf Compaqs hochvolumige, niedrigpreisige Server und Komponenten abstellen".

Interessant werden dürfte, ob Tandems "CS"-Linien (CS = Cluster Servernet) "150" und die gerade erst vorgestellte "250"-Modellreihe den Aufkauf überleben. Tandem zeigte auf Microsofts "Scalability-Day"-Veranstaltung in New York Mitte Mai 1997 einen Rechnerverbund aus 16 Vier-Prozessor-Maschinen, die über Tandems Verbindungstechnologie "Servernet" aneinander gekoppelt arbeiteten. Auf der gleichen Veranstaltung schickte Compaq 20 ebenfalls mit je vier Pentium-Pro-Prozessoren ausgestattete und zu einem Rechnerverbund verkettete "Proliant"-Server in den Schaukampf.

Die "Integrity-NR"-Unix-Maschinen verkauft Tandem ohnehin nur mehr an Telecom-Kunden und als OEM-Produkt an Switch-Hersteller. Ähnliches gilt für die "S4000"-Unix-Maschinen. Beide Rechnerfamilien zählen nicht zu den heißen Produktlinien von Tandem.