Übernahmegerüchte bleiben Spekulation

Kauft IBM den Speicherspezialisten EMC?

19.10.2001
MÜNCHEN (CW) - IBM plant Gerüchten zufolge die Übernahme von EMC. Laut einem Bericht des britischen Nachrichtendienstes "Computerwire" stammen die Spekulationen aus nicht näher bestimmbaren Investorenkreisen.

Der Bericht führt verschiedene Gründe an, warum eine Übernahme EMCs durch IBM Sinn gebe. Während viele IT-Unternehmen in den letzten Monaten ins Trudeln gerieten, trotzte Big Blue der weltweiten konjunkturellen Flaute. Dem Computergiganten gelang es, seinen Marktwert von etwa 160 Milliarden Dollar zu bewahren. EMC sei dagegen so günstig zu haben wie noch nie. Lag der Kurs der Aktie vor etwa einem Jahr noch bei 110 Dollar, ist das Papier des Speicherspezialisten heute für zirka 13 Dollar zu haben. Der Marktwert des von CEO Joe Tucci geleiteten Storage-Herstellers beträgt zurzeit etwa 26 Milliarden Dollar.

Die Armonker könnten sich mit der Übernahme EMCs außerdem einen lästigen Konkurrenten im Speichergeschäft vom Hals schaffen und die eigenen Marktanteile steigern. Laut einer Gartner-Studie sicherte sich EMC im letzten Jahr 45 Prozent der Umsätze mit Speichersubsystemen für Mainframes. Der Anteil IBMs beträgt gerade 29 Prozent. Im Unix-Markt sicherte sich EMC 29 Prozent der weltweiten Umsätze.

Anwender werden nach Ansicht von Experten in naher Zukunft über die Hälfte ihres IT-Budgets für Speicher ausgeben. Aus diesem Grund haben viele Firmen, darunter auch IBM, in den letzten Jahren ihre Anstrengungen im Storage-Geschäft verstärkt. Allerdings mit unterschiedlichem Gelingen. Big Blue versucht bislang mit geringem Erfolg, mit seinen "Shark"-Systemen den "Symmetrix"-Speichern von EMC Paroli zu bieten. Einzig der günstigere Preis spricht für die Armonker.

IBM-Pressesprecher Hans-Jürgen Rehm will die Gerüchte nicht kommentieren. Außer den momentan kursierenden Spekulationen sei ihm nichts bekannt. Das Speichergeschäft laufe zufrieden stellend, berichtet Rehm. Von den Shark-Systemen habe man bereits mehrere tausend Stück verkauft.

Ute Ebers, PR-Managerin bei EMC, lacht über die Spekulationen. Im Moment sei weder etwas anzukündigen noch zu kommentieren. Die Gerüchte spiegelten das Bild der gegenwärtigen Marktsituation wider. Gerade vor dem Hintergrund sinkender Marktkapitalisierungen machten immer wieder Spekulationen zu Übernahmen oder Fusionen die Runde.

Norbert Deuschle, Speicherexperte der Meta-Group, will die Gerüchteküche nicht weiter anheizen. Allerdings wäre EMC angesichts des aktuellen Börsenkurses ein Schnäppchen auf dem IT-Markt. Die IBM auf der anderen Seite hätte mit einem Schlag den größten Wettbewerber ausgeschaltet, der ihr in den letzten Jahren so viele Marktanteile abgenommen hat. Big Blue sei in der letzten Zeit nicht nur von Seiten EMCs, sondern auch durch Hitachi Data Systems (HDS) verstärktem Druck ausgesetzt gewesen, berichtet Deuschle. Die Japaner hätten ferner durch die Allianz mit Sun Aufwind bekommen. IBM dagegen habe nach wie vor einen schweren Stand im Speichermarkt. Den Shark-Produkten hafte immer noch die Mainframe-Lastigkeit an.

Letztendlich dürfe man sich mit den Spekulationen aber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, warnt der Meta-Analyst. Da könne man böse auf die Nase fallen. So kursierte beispielsweise lange Zeit das Gerücht, Sun werde Hitachi kaufen. Was zum Schluss herauskam, war eine OEM-Vereinbarung beider Firmen.