Vorstandswechsel bei Siemens

Karlheinz Kaske: Stabwechsel fällt in eine "schwierige Phase"

02.10.1992

MÜNCHEN (vwd) - Die zum 1, Oktober 1992 erfolgte Wachablösung an der Spitze der Siemens AG fällt in eine für den Elektronikriesen schwere Zeit. Das erklärten Karlheinz Kaske und sein Nachfolger im Amt des Vorstandsvorsitzenden, Heinrich von Pierer, in der konzerneigenen Zeitschrift "Siemens-Welt".

Vor allem die vom Breitengeschäft abhängigen Geschäftsfelder spürten die anhaltende Marktschwäche. Deshalb müsse die Siemens AG in einigen Bereichen ihre Position überprüfen und komme auch an Beschäftigungsanpassungen nicht vorbei, resümierte Kaske in der Mitarbeiterzeitschrift. Er verglich die heutige Situation mit der von 1981, als er sein Amt angetreten habe: Damals sei der Konzern von den Wirren der Ölkrise und der allgemeinen Weltwirtschaftslage beeinträchtigt worden. Bis 1983 sei deshalb ein Abbau von über 30000 auf 305000 Mitarbeiter erfolgt, um das Kostenkostüm den Marktmöglichkeiten anzupassen.

Der Ex-Siemens-Chef bekräftigte, daß Siemens trotz hoher Verluste an der Halbleiter-Technik festhalte. Drei Viertel des künftigen Umsatzes hingen direkt oder indirekt vom Know-how in der Mikroelektronik ab. Deshalb sei ein unmittelbarer Zugriff auf diese Technik lebensnotwendig. Die Kosten müsse man jedoch in den Griff bekommen.

Von Pierer erklärte gegenüber der "Siemens-Welt" die Notwendigkeit des angekündigten neuerlichen Personalabbaus bei der SNI AG um 6000 Mitarbeiter mit den aufgelaufenen Verlusten in Höhe von über einer halben Milliarde Mark: "Wir müssen alles daransetzen, die Synergien, die wir vorher ausgerechnet hatten, auch wirklich zu sichern." Auch bei der US-Tochter Rolm müsse man von den Verlusten herunter, wobei hier durch die vollständige Übernahme der ehemaligen IBM-Tochter jetzt die richtigen Voraussetzungen geschaffen seien.

Kaske wird am Ende seiner Amtszeit allerdings ein gutes Ergebnis des Konzerns vorlegen können: Für das am 31. September zu Ende gehende Geschäftsjahr 1991/92 wird ein Umsatz von 80 Milliarden Mark und ein Jahresüberschuß von 1,9 Milliarden Mark erwartet.