Kapitalprobleme und Produktpolitik nicht in den Griff bekommen:Münchner SM Software AG landet beim Konkursrichter

30.05.1986

MÜNCHEN (ujf) - Wegen "Zahlungsunfähigkeit und anzunehmender Überschuldung" hat die SM Software AG Konkursantrag gestellt. Mit der schon des öfteren als unsicherer Kandidat genannten Firma ist ein weiteres von PM Portfolio Management an die Börse gebrachtes Unternehmen gescheitert.

Brancheninsider führen den Bankrott der 1979 als GmbH gegründeten SM Software nicht zuletzt auf die diffuse Sortimentspolitik zurück. Das Softwarehaus habe keine klar erkennbare Linie verfolgt, sondern sich verzettelt; vom Heimcomputer bis zeitweise hin zur VAX reichte das Hardwarespektrum, für das die Münchner Programme entwickelten. Zusammen mit der Vertrauenskrise, die von den häufigen schlechten Nachrichten über andere PM-Portfolio-Schützlinge geschürt wurde, sorgten diese Unklarheiten offenbar für den Absturz von SM.

Nach 279 000 Mark Bilanzverlust bei 3,7 Millionen Mark Umsatz im Jahr 1984 explodierte das Defizit im letzten Jahr auf rund zwei Millionen Mark. Doch noch kurz vor Jahresende bezifferte die Firma das Minus für den Zeitraum Januar bis Oktober auf 593 000 Mark; das würde bedeuten, daß allein im vierten Quartal 1,4 Millionen Mark zuwenig in die Kasse gekommen wären. Die Mittelstands-Software "Kontor" hatte nicht die erwarteten Umsätze gebracht, und auch bei den Programmen für den Atari ST kamen keine ausreichenden Stückzahlen zusammen. Im Herbst letzten Jahres war die Verschuldung der AG so weit gewachsen, daß sie selbst für zweitrangige Rechnungen nicht mehr flüssig genug war.

Schon im Sommer 1984 hatten sich zwei der Kapitalgeber, die einst die junge AG finanziert hatten, aus dem Unternehmen zurückgezogen: Dr. Alfred Prommer, Unternehmensberater und Venture-capital-Spezialist aus München, und der Chef der Frankfurter Wagnisfinanzierungsgesellschaft WFG, Karl-Heinz Fanselow. Beide schieden gleichzeitig aus dem Aufsichtsrat aus. Mit Jan Ropers und Claudio Conradty sprangen zwei Anteilseigner in die Bresche, ersterer als Vorsitzender des Aufsichtsrates und letzterer als sein Vize. Conradty finanzierte im Sommer 1985 sogar noch eine Erhöhung des Grundkapitals um 825 000 Mark, die ihn fast zwei Millionen kostete. Doch der Abstieg war nicht mehr zu bremsen.

Als seine letzte Hoffnung auf eine Sanierung der von ihm und seinem Kollegen Hans Beck gegründeten SM Software AG am 15. Mai platzte, blieb dem Vorstandsvorsitzenden Hanns SchießI nur noch der Weg zum Konkursrichter.