Joint-venture mit Philips bringt Zugang zum Weltmarkt:

Justizministerium billigt AT&T-Entflechtung

12.08.1983

NEW YORK/EINDHOVEN (CW) - Der Aufspaltung der American Telephone and Telegraph Co. (AT & T) zum 1. Januar 1984 steht nichts mehr im Weg: "Ma Bell" hat sich letzt über die Konditionen mit dem US-Justizministerium geeinigt. Parallel dazu wurde das

Joint-Venture mit der holländischen Philips auf dem Sektor öffentliche Telekommunikationsnetze unter Dach und Fach gebracht. AT & T ist damit letzt in der Lage, auch international mit Unternehmen wie Siemens, Ericsson, GTE und lTT zu konkurrieren.

Das Agreement mit dem amerikanischen Justizministerium sieht nach einem Bericht des New Yorker VWD-Korrespondenten Peter Bauer Folgendes vor: AT & T wird in sieben regionale Einzelgruppen aufgespalten, die 22 lokale Gesellschaften und damit rund 80 Prozent des derzeitigen US-Telefonverkehrs sowie mehr als zwei Drittel des in Amerika erzielten Umsatzes kontrollieren.

Die "abgespeckte" neue AT & T hat nur noch knapp ein Drittel ihrer ursprünglichen Größe und umfaßt künftig fünf Geschäftsbereiche:

- Die AT & T Communications Division agiert auf dem Fernsprechsektor;

- die Western Electric Co. (WECo) stellt Telefone, Fernmeldeeinrichtungen und neue elektronische Produkte her;

- die Bell Laboratories beschäftigen sich mit Forschung und Entwicklung im Fernmelde- und Computerbereich;

- die bisherige American Bell, die die Produkte des Telefonriesen in den USA vermarktete, firmiert als AT&T Information Systems;

- die AT&T International schließlich ist zuständig für die weltweiten Aktivitäten des Konzerns außerhalb der USA.

Von den neuen Divisions dürfen nur noch die Bell Labs und die AT&T International den Namen "Bell" führen.

Mit der Entflechtung hat der Konzern jetzt die Möglichkeit, sein Know-how auf dem Fernmelde-, Computer- und Elektroniksektor auch außerhalb des reinen Telefongeschäfts einzusetzen und zu vermarkten. AT&T-Chairman Charles L. Brown dazu: "Die neue AT&T ist ein neues Unternehmen." Man wolle auch unter den neuen Gegebenheiten Marktführer bleiben.

Als ersten wichtigen Schritt in Richtung auf mehr internationale Aktivitäten werten Beobachter das Joint Venture zwischen AT&T International und dem Geschäftsbereich Telekommunikationssysteme der N. V. Philips Gloeilampenfabrieken, Eindhoven. Der Sitz des vorläufig als AT&T and Philips Telecom BV firmierenden Unternehmens wird Wisse Dekker, dem Philips-Generalbevollmächtigten, zufolge in den Niederlanden sein. Beide Partner sind zu gleichen Teilen beteiligt, wobei AT&T seine Technologie und Philips das Vermögen des Telecom-Bereiches in Höhe von 800 Millionen Gulden einschließlich der dahinterstehenden Entwicklungs- und Marketingkapazitäten einbringen. Der US-Partner stellt darüber hinaus den Vorsitzenden der Geschäftsführung.