Kampfansage an Cisco Systems?

Juniper schluckt Security-Spezialisten Netscreen

13.02.2004
MÜNCHEN (CW) - Der Netzausrüster Juniper Networks hat angekündigt, den Sicherheitsspezialisten Netscreen Technologies zu übernehmen. Der 3,3-Milliarden-Dollar-Deal soll über einen Aktientausch abgewickelt werden.

Die Netscreen-Aktionäre sollen pro Anteilschein 1,404 Juniper-Papiere erhalten. Auf Basis des Juniper-Schlusskurses vom 6. Februar, der bei 29,47 Dollar lag, betrug der ursprünglich von den Firmen gemeldete Wert des Deals rund vier Milliarden Dollar. Nach der Ankündigung gab der Kurs von Juniper jedoch nach.

Mit der Akquisition steigt Juniper in den lukrativen Sicherheitsmarkt ein. Der Anbieter verbessert außerdem seine Position gegenüber Rivalen wie Extreme Networks und Netzprimus Cisco Systems. An die Adresse des Marktführers richtete Junipers Chief Executive Officer (CEO) Scott Kriens in einer Telefonkonferenz die unmissverständliche Kampfansage: "Es ist Zeit, die Führung zu übernehmen, und nichts ist dazu besser geeignet, als Stärke mit Stärke zu verbinden."

Juniper ist auf Netzkomponenten (Highend-Switches und Router) spezialisiert, die vornehmlich von Carriern oder Service-Providern eingesetzt werden. Der Fokus von Netscreen liegt in erster Linie auf Unternehmensnetzen. Nicht zuletzt deswegen stellt die Übernahme aus Sicht von Kriens eine "Kombination zweier starker Unternehmen" dar, deren Lösungen sich ergänzen.

Der Manager möchte sowohl den Provider- als auch den Unternehmensmarkt bedienen, eine Trennung der beiden Segmente hält er für nicht mehr zeitgemäß.

Deshalb würden die kompletten Produktlinien auch in Zukunft weitergeführt. Durch das gebündelte Know-how der beiden Companys sei es dann möglich, den Kunden geschäftskritische Netzlösungen anzubieten, die nicht nur sicher, sondern auch zuverlässig und leistungsfähig sind.

Als Motiv der Übernahme nennt der Manager "Beschleunigung": Es sei dadurch möglich, eine Nachfrage zu befriedigen, die bereits vorhanden sei, jedoch von anderen Herstellern nicht gedeckt werde: "Unsere Kunden sagen uns, dass sie Netze benötigen, die sicherer und zuverlässiger sind." Netscreen soll als eigene Security-Division unter der Leitung von Robert Thomas, dem bisherigen President und CEO der Company, innerhalb von Juniper weitergeführt werden. Mit den 900 Angestellten von Netscreen steigt die Mitarbeiterzahl von Juniper auf insgesamt 2500. Das Unternehmen dürfte Juniper um zirka 45 Prozent höhere Einnahmen und mehr Ertrag bescheren. Das ist das wesentliche Argument, mit dem Kriens den hohen Kaufpreis rechtfertigt. Weitere Details zur Abwicklung der Akquisition und zur organisatorischen Eingliederung von Netscreen sollen zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden. Juniper hofft, die Übernahme zum Ende des zweiten Quartals 2004 abzuschließen.

Richard Stiennon, Research Director Network Security bei Gartner, beurteilt die Aqkuisition als "sinnvoll". Aus seiner Sicht ist es an der Zeit, Kernkomponenten des Netzes mit mehr Sicherheitsfunktionen auszurüsten. Er sieht den Deal außerdem als "Weckruf für Cisco", das nun mit dem Umstand klarkommen müsse, im Gegensatz zu Juniper keine marktführende Firewall im Portfolio zu haben.

Obwohl die "Pix"-Firewall der Chambers-Company das meistverkaufte Produkt ist, verfügt sie laut Stiennon nicht über dieselben Management-Funktionen wie die Netscreen-Lösung.

Nach Bekanntwerden des Deals fiel die Aktie von Juniper um zehn Prozent auf 26,50 Dollar. Das Netscreen-Papier machte einen Sprung um 38 Prozent auf 36,37 Dollar. (ave)