Anti-Viren-Softwarepionier

John McAfee in Guatemala festgenommen

06.12.2012
Nach einem mysteriösen Mord in Belize taucht US-Software-Millionär McAfee nach wochenlanger Flucht in Guatemala auf. Dort stellt er einen Asylantrag. Doch wenige Stunden später wird er festgenommen.

Der im Zusammenhang mit einem rätselhaften Mordfall aus Belize geflohene US-Software-Pionier John McAfee ist im benachbarten Guatemala festgenommen worden. Wenige Stunden vorher hatte er dort politisches Asyl beantragt. "Herr McAfee wurde festgenommen, weil er gegen das Einwanderungsgesetz verstoßen hat", erklärte der Sprecher der guatemaltekischen Präsidentschaft, Francisco Cuevas, am Mittwochabend (Ortszeit) dem spanischsprachigen CNN-Sender. Er werde in Gewahrsam bleiben, bis über eine mögliche Ausweisung in die USA entschieden sei.

Den Asylantrag hatte der Software-Millionär mit der Furcht begründet, ermordet zu werden, weil er die von ihm als korrupt bezeichnete Regierung Belizes nicht länger finanziell unterstützen wolle, wie sein guatemaltekischer Anwalt Telésforo Guerra am Mittwoch (Ortszeit) mitteilte.

Laut CNN komme jedoch auch Belize als mögliches Ziel einer Ausweisung in Betracht, da dies das letzte Land gewesen sei, in dem McAfee sich vor seiner illegalen Einreise nach Guatemala befunden habe. Der exzentrische Computer-Pionier war unter scharfen Sicherheitsmaßnahmen von einem Hotel in der guatemaltekischen Hauptstadt abgeführt worden.

Der 67-jährige US-Bürger war am Montag zusammen mit seiner 20 Jahre alten belizischen Freundin in einem Motorboot von Belize nach Guatemala geflüchtet. Nach eigenen Angaben ging er im guatemaltekischen Puerto Barrios an Land, ohne sich den Migrationsbehörden vorzustellen.

Die Polizei von Belize sucht McAfee für eine Befragung in einem Mordfall. Sein Nachbar, der US-Bürger Gregory Faull, war Anfang November erschossen auf seinem Grundstück auf der Insel Ambergris Caye entdeckt worden. Kurz zuvor hatte er sich über die Hunde und Wachleute auf dem Nachbargrundstück beschwert. Als die Polizei McAfee nach dem Fund der Leiche befragen wollte, hatte sich dieser nach eigenen Angaben versteckt und die Flucht ergriffen.

Der Anwalt Guerra hatte am Mittwoch erklärt, er erwarte eine Antwort auf das Asylgesuch innerhalb von acht Tagen, obwohl das Verfahren bis zu 90 Tage brauchen kann, berichtete der Sender Radio Emisoras Unidas. Gegen McAfee liege keine formelle Anklage vor. Außerdem gebe es auch kein Auslieferungsabkommen zwischen Guatemala und Belize.

Außenminister Harold Caballeros hatte seinerseits erklärt, die Umstände von McAfees Einreise seien ein Faktor bei der Bewertung des Asylantrags. Der Antiviren-Pionier hatte in seinem Internet-Blog für diesen Donnerstag eine Pressekonferenz angekündigt.

In dem Blog beteuerte McAfee erneut, nichts mit der Tat in San Pedro zu tun gehabt zu haben. Belizes Polizei bot er an, sich telefonisch befragen zu lassen. Zudem sei er bereit, den Premier des mittelamerikanischen Landes in einem neutralen Staat zu treffen. Die Regierung Belizes bezeichnete die Äußerungen McAfees nach Medienberichten als absurd und paranoid.

Der englischstämmige Programmierer war in den 1980er Jahren mit der nach ihm benannten Antivirus-Software reich geworden. 1999 nutzte er den Börsengang seiner Firma für einen lukrativen Ausstieg und ließ sich im englischsprachigen Belize nieder. Das Land liegt nur eine Flugstunde von Miami entfernt. Die "New York Times" schätzte McAfees Vermögen zu Spitzenzeiten auf 100 Millionen Dollar. (dpa/tc)