COMPUTERWOCHE diskutiert auf der CeBIT ueber Karriereperspektiven

Jobsuche in der Krise setzt ein neues Bewerberverhalten voraus

19.03.1993

Kleine und mittelstaendische Unternehmen werden in bezug auf ihre Personalpolitik in der Oeffentlichkeit kaum wahrgenommen. Wer bisher etwas werden wollte, glaubte bei den Grossen besser aufgehoben zu sein. Auch im Karriere-Zentrum der COMPUTERWOCHE waren jahrelang die Topadressen der deutschen Industrie von der Allianz-Versicherung ueber BMW, von der Lufthansa bis zu Mercedes vertreten und stellten beeindruckende Aufstiegsmoeglichkeiten fuer ihre Mitarbeiter vor.

Viel ist davon nicht uebriggeblieben. Einige Konzerne sind in die Schlagzeilen geraten, und die meisten von ihnen haben ihre Personalentwicklungs-Konzepte schnell in der Schublade verschwinden lassen, auch wenn sie nach aussen weiterhin von der grossen Bedeutung des Mitarbeiters sprechen. Im Moment geht es eher darum, sozialvertraeglich, Beschaeftigte loszuwerden.

Es ist also aus Sicht der Jobsucher verstaendlich, wenn sie in dieser kritischen Situation versuchen, bei Klein- und Mittelbetrieben unterzukommen.

Einigen von diesen Betrieben blaest zwar ordentlich der Wind ins Gesicht, etwa wegen zu grosser Abhaengigkeit von Konzernen.

Vielen Kleinen kann aber zugetraut werden, dass sie die Krise ueberstehen, schon aufgrund ihrer groesseren Flexibilitaet und Naehe zum Markt.

Die Mittelstaendler freuen sich ueber diese Entwicklung, weil sie nun aus einer viel groesseren Anzahl von Bewerbungen den Richtigen aussuchen koennen, als es frueher der Fall war. Fuer die Bewerber wiederum bedeutet dies, Initiative zu zeigen, was im besonderen Fall der Datenverarbeiter noch nie noetig war, denn sie gehoerten immer zu den Begehrten. DV-Profis muessen sich nun zum ersten Mal aktiv auf dem Arbeitsmarkt umschauen, ueber gefragte Qualifikationen und Arbeitgeber informieren.

Eines ist jedoch klar, und das werden die Diskussionen im CW- Studioprogramm zeigen: Den 37-Wochenstunden-Beschaeftigten mit Beamtenmentalitaet sucht der Mittelstaendler nicht. Er braucht Kandidaten, die Eigeninititive und Einsatzbereitschaft zeigen und gewohnt sind, selbstaendig zu denken. Hinzu kommt, dass der zukuenftige Mitarbeiter die gewuenschten Einstellungskriterien moeglichst genau erfuellen soll, weil Einarbeitungskosten heute mittlerweile auf ueber 100 000 Mark geschaetzt werden. In diesem Zusammenhang muessen die Kleinen noch immer gegen die Auffassung ankaempfen, dass sie zuwenig in Weiterbildung investieren.

Trotz dieses Vorurteils bevorzugen die Berufseinsteiger laut einer juengst erschienenen Absolventenbefragung der Ploenzke AG (siehe CW Nr. 10 vom 5. Maerz 1993, S. 121) mittelstaendische Arbeitgeber. Als Staerken der Kleinen sehen die Berufseinsteiger, so eine Untersuchung vom Software Industrie Support Zentrum (SISZ), Dortmund, "Freiraeume fuer kreative Ideen, schnelle Uebernahme von Verantwortung und gutes Arbeitsklima". Weniger gefragt seien hierarchische Organisationsstrukturen, Titel und Statussymbole.

Das groesste Manko der mittelstaendischen Unternehmen bestehe jedoch darin, so Harald Summa, Geschaeftsfuehrer des SISZ, dass es ihnen an Bekanntheit mangele. Allerdings haben Auftritte von mittelstaendischen Chefs in der Vergangenheit im COMPUTERWOCHE- Karrierezentrum bei Berufseinsteigern oft mehr Interesse geweckt als die perfekt organisierten Praesentationen der Personal- Marketing-Abteilungen von Grossunternehmen.

Karriere im Mittelstand

Von individuellen Bewerbertips bis hin zu Diskussionen mit hochkaraetigen Repraesentanten der mittelstaendischen DV-Industrie ueber die Beschaeftigungssituation, aber auch ueber Karriereperspektiven in Rezessionszeiten, reicht das Themenspektrum des diesjaehrigen Studioprogramms der COMPUTERWOCHE, das sich dem Mittelstand widmet.

Praktiker, also Geschaeftsfuehrer und Personalchefs sowie Betriebsratsmitglieder, werden aus ihrer Sicht auf die Lage am Arbeitsmarkt eingehen, ueber veraenderte Anforderungen an Mitarbeiter referieren, aber auch Felder aufzeigen, die fuer die Zukunft Jobs in der DV bieten.

Darueber hinaus werden einige Studien vorgestellt, etwa ueber Personal-Marketing im Mittelstand, die Gehaltssituation, aber auch ganz allgemein zur Lage der DV in den kleinen und mittleren Unternehmen.

Das Programm findet taeglich vom 24. Maerz bis 30. Maerz zwischen 11 bis 13 und 15 bis 17 Uhr statt und zwar in Halle 4 Obergeschoss, Stand E26/F25.