Vor ihren abgewanderten Spitzentechnikern hat Apple jetzt Angst:

Jobs von seiner Ex-Firma angeklagt

04.10.1985

CUPERTINO (CW) - Ihren ehemaligen Firmenmitbegründer und Chairman Steven Jobs hat die Apple Computer Inc. jetzt verklagt. Grund: Er wird der Verletzung von Geschäftsinteressen beschuldigt. Man hegt offensichtlich die Befürchtung, daß Jobs nun Kenntnisse aus alten Apple-Tagen in sein neues Unternehmen Next Inc. einbringen könnte.

Noch während seiner Amtszeit bei dem kalifornischen Senkrechtstarter soll Jobs "heimlich geplant haben, ein neues Unternehmen aufzubauen", so die Meinung der Apple-Manager. Jobs gab mittlerweile Kontra und wies in einer Erklärung die Beschuldigungen zurück. Mit Hilfe von Anwälten habe er eine Woche lang versucht, Apple davon zu überzeugen, daß er keine vertraulichen Informationen in seiner neuen Gesellschaft verwenden werde.

Zähneknirschen hat in der Apple-Chefetage hervorgerufen, daß Jobs fünf Leute aus der ersten Technikerriege abgeworben hat. Da diese bis zuletzt bei Apple mit einem neuen Mikrocomputer-Projekt beschäftigt waren, erwartet man um so mehr, daß Jobs' neue Next Inc. Apple ernsthaft Paroli bieten könnte. Einer der fünf Techniker, Richard A. Page, wurde ebenfalls von Apple verklagt, Grundwissen über eine neue Generation von Mikrocomputern an Jobs weitergegeben zu haben.

Gegenüber der Financial Times nahm Jobs Stellung zu dem Vorwurf, er habe sich "unfair und hinterhältig" verhalten: "Diese Angelegenheit hilft weder Apple noch seinen Beschäftigten; wir haben kein Interesse daran, jetzt in eine Rechtsstreitigkeit verwickelt zu werden. Wir wollen lediglich ein neues Unternehmen gründen und ganz einfach etwas Neues machen." Brancheninsider munkeln indes von einem zu erwartenden Arbeitsplatz-System in einer Preislage von etwa 3000 Dollar, das möglicherweise die Grundzüge des Macintosh haben könnte.

Beobachter sind der Ansicht, daß Apple die derzeitige Situation "gut verkraften" könne. So spricht man unter anderem von einem Gewinn im vierten Quartal, der über den ursprünglichen Schätzungen liege. Nach dem jüngsten Umsatz- und Gewinneinbruch setz man bei Apple jetzt auf eine "Phase des Wiederaufbaus".