Ziel ist die optimale Nutzung der Informationstechnik

Japans IT-Hersteller sichern sich die Mitarbeit der Anwender

25.09.1992

GIESSEN (CW) - Eine vom Miti initiierte Vereinigung japanischer Großanwender sorgt international für Aufsehen. Statt wie bisher ausschließlich am Hardwareverkauf zu verdienen, will Nippon künftig die Möglichkeiten der IT - vor allem im Softwarebereich - besser nutzen, um auch in anderen Wirtschaftszweigen stärker zu werden. Zu diesem Zweck kooperiert die Industrie mit den Anwendern.

Auf Betreiben des Ministeriums für internationalen Handel und Industrie (Miti) soll jetzt die "Japan Users Association of Information Systems" (Juas) ins Leben gerufen werden. Diese Anwenderorganisation wird nach Informationen des weltweit aktiven Marktforschungsunternehmens Input aus Vertretern der größten Banken, Versicherungen, Behörden und Industrieunternehmen bestehen. Neben dem übergeordneten Ziel, die japanische Wirtschaftskraft zu stärken, hat die Vereinigung vor allem die Aufgabe herauszuarbeiten, welche Hindernisse bei der Nutzung des Wirtschaftsfaktors Information gegenwärtig bestehen und wie diese Probleme zu beseitigen sind.

Innerhalb der Juas sollen einzelne Mitglieder unter anderem Fallstudien präsentieren, in denen der erfolgreiche Einsatz modernster Informationstechnologie bis ins Detail erläutert wird. Auf diese Weise wollen die Japaner ihr Fach- und Methodenwissen vergrößern. Zudem wird in Seminaren und Foren demonstriert, wie Anwender zum Beispiel bei der Einführung offener Systeme mit ihren IT-Problemen fertig geworden sind.

Von diesem Anwendergremium wird auch erforscht, in welche Richtung sich das Hardware- und Software-Angebot in Japan und der ganzen Welt entwickelt beziehungsweise wie diese Schlüsseltechnologien zu bewerten sind. Dabei steht die Frage im Vordergrund: Auf welche Weise und mit welchen Produkten läßt sich eine wirklich offene Systemumgebung am ehesten verwirklichen?

Offene Systeme spielen eine wichtige Rolle

Überhaupt spielen offene Systeme in diesem Konzept eine herausragende Rolle, denn sie zählen nach Einschätzung des Miti zu den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. Nur mit solchen Systemen lasse sich ein reibungsloser Informationsaustausch innerhalb eines Unternehmens und zwischen den verschiedenen weltweit aktiven Companies realisieren. Der globale Handel auf elektronischem Wege gewinne stark an Bedeutung.

Für die Realisierung informationstechnologischer Standards wird die Anwendervereinigung Vorschläge einreichen. Dabei soll die Juas ihre Forderungen an die entsprechenden Autoritäten im Staat sowie an die IT-Industrie und an Organisationen richten, die sich selbst als Anwälte offener Systemumgebungen verstehen. Der Erfahrungsaustausch mit entsprechenden Organisationen anderer Länder und die Einrichtung gemeinsamer Forschungsprojekte werden nicht ausgeschlossen.

Wie wichtig dem Miti die neue Organisation ist, läßt sich unter anderem daraus ableiten, daß der Vorsitz der Juas einem der Geschäftsführer der zehn größten japanischen Unternehmen übertragen werden soll. Entsprechend respektvoll beurteilen die Marktforscher von Input die Pläne der Japaner: "Falls erfolgreich, wird die Juas einen Einfluß auf ganz Japan haben, der größere Auswirkungen haben dürfte, als der gegenwärtige Erfolg der gesamten IT-Anbieter zusammen."

Daß dieser Erfolg bereits extrem groß ist, zeigt unter anderem die Erfolgsbilanz der Japaner in IT-Geschäftsbereichen wie Halbleiter-Technologie, Supercomputer, Speichertechnik oder Drucker. Weniger zufriedenstellend verlief dagegen bisher trotz vielfältiger Anstrengungen das Geschäft mit der Software- und Systementwicklung. Wie das Marktforschungsunternehmen Input berichtet, denken die Japaner jetzt um: Weil der effektive Gebrauch von Informationstechnologie zur Belebung der eigenen Wirtschaft Vorrang vor der Vermarktung von IT-Produkten hat, wird hierbei die Software- und Systementwicklung eine besondere Rolle spielen.