Preisabschläge bis zu 60 Prozent "realisiert":

Japans EDV-Hersterller liefern sich ruinösen Preiskampf

07.10.1977

TOKIO (ee) - Zwischen den japanischen Produzenten von elektronischen Datenverarbeitungsanlagen herrscht gegenwärtig ein intensiver, nahezu selbstmörderischer

Kampf bei Verkaufs- und Mietpreisen, ohne daß ein Ende dieses Streites abzusehen ist. Wie aus japanischen Herstellerkreisen in Tokio verlautet, würden "besondere Nachlässe" von bis zu 50 Prozent von fast allen der insgesamt 50 Anbieter keine Besonderheit darstellen. Die offiziell gesetzten Verkaufs- und Mietpreise würden jedoch nicht gesenkt werden, da Kundenforderungen nach weiteren, endlosen Preisreduzierungen die Folge wären, so ein Firmensprecher.

Die größten Herabsetzungen werden, so die Kreise, von Universitäten und anderen akademischen Institutionen verlangt und ihnen auch gewährt. So soll jüngst ein Hersteller bei einem großen Computer-System einen Preisabschlag von 60 Prozent akzeptiert haben. Bei diesen Anlagen im Wert von mehr als 500 Mio. Yen seien bei derartigen Preisnachlässen keine Gewinne mehr zu machen. Für Imagezwecke sind jedoch die Anbieter auf ihre akademische Kundschaft angewiesen. Aber auch landwirtschaftliche Genossenschaften und die Industrie als wesentlichster Kunde folgen dem Beispiel der Universitäten.

Diese gesamte Entwicklung habe dazu geführt, daß der Inlandsmarkt für mittlere und Großanlagen so weit gesättigt sei, daß die einzelnen Hersteller ihren Marktanteil nur durch neue Modelle als Ersatz für ältere Anlagen ausweiten könnten. Außerdem würden sich die angebotenen Geräte in ihrer Leistungsfähigkeit immer mehr ähneln. Neben einer zu starken Ausweitung der Branchenanbieter und einer Über-Diversifizierung ihrer Produkte sei ein Andauern der allgemeinen rezessiven Lage die Folge.

In Kreisen der Industrie und des Ministeriums für Außenhandel und Industrie wird befürchtet, daß IBM die Lage der japanischen Hersteller ausnutzen könnte. Bislang hat sich jedoch der US-Konzern aus dem Preiskrieg herausgehalten, obgleich er im Frühjahr einige Preisreduzierungen angekündigt hat.