Neuer Halbleiterstreit scheint in Sicht

Japaner wollen Chip-Pakt mit den USA nicht verlängern

21.12.1990

TOKIO/WASHINGTON (CW) - Für neuen Zündstoff sorgen amerikanische und japanische Halbleiterhersteller. Die US-Produzenten fordern eine Verlängerung des Chip-Paktes, der im Juli 1991 ausläuft; die Kontrahenten aus Japan wollen sich auf einen neuen Vertrag nicht mehr einlassen.

Vor vier Jahren hatten die USA und Japan einen Vertrag geschlossen, der den gegenseitigen Handel mit Chips regeln sollte. Ziel des Paktes war es unter anderem, den amerikanischen Produzenten Zugang nach Japan und somit einen größeren Marktanteil dort zu verschaffen. Dieses bilaterale Abkommen läuft im Juli nächsten Jahres aus.

Bereits vor einigen Wochen hatten die Japaner angekündigt, den bestehenden Vertrag nach Ablauf nicht verlängern zu wollen. Selbst Verhandlungen zu diesem Thema lehnten sie ab. Dies wiederum rief ihre US-Kontrahenten auf den Plan. Diese nämlich beharren auf einer Verlängerung des Abkommens, da die Bedingung, die Japaner müßten den US-Chip-Herstellern bis 1991 einen Marktanteil von 20 Prozent auf dem heimischen Markt einräumen, nicht erfüllt worden sei.

Nach letzten Schätzung des Verbandes der US-Chip-Produzenten (SIA) beläuft sich der Marktanteil ausländischer Anbieter bei Halbleitern in Japan auf 13,3 Prozent. 1986 waren es 8,5 Prozent gewesen. Insgesamt liegt das Marktvolumen des japanischen Chipmarktes bei 15 Milliarden Dollar. Da der Anteil der ausländischen Chip-Hersteller noch weit unter der vereinbarten Zahl liege, mit diesem Argument wandte sich die SIA an US-Präsident George Bush, müsse der Chip-Pakt von 1986 verlängert werden. Von einer tatsächlichen Öffnung des japanischen Marktes könne noch keine Rede sein.

Die Japaner indes hatten in der Vergangenheit immer wieder bestritten, den Amerikanern einen Marktanteil von 20 Prozent zugebilligt zu haben. Wie vom Handelsministerium Miti verlautete, denke man jetzt bereits darüber nach, wie man auf mögliche Sanktionen seitens der US-Regierung reagiere, wenn man Verhandlungen in Sachen Chip-Pakt verweigere. Sollten die USA - wie 1987 - japanischen Produkten hundertprozentige Strafzölle auferlegen, will Japan Beschwerde beim Gatt einreichen.