EDV-Markt von wenigen Unternehmen dominiert

Japan: Die Herrschaft der sechs Giganten

28.10.1983

Die japanische EDV-Industrie ist im Unterschied zur amerikanischen oder europäischen auf einige Giganten konzentriert. Während beispielsweise in den USA etliche hundert Unternehmen im Computer Business tätig sind, beherrschen, so eine Studie amerikanischer Marktforscher von VDC über die japanische Marktstruktur, den fernöstlichen Elektronikmarkt sechs Firmen. Es sind in der Reihenfolge der Umsätze in der Rechnerproduktion: Fujitsu, Hitachi, NEC, Toshiba, Oki und Mitsubishi.

Im Jahre 1981 hielten diese Konzerne rund 55 Prozent des Umsatzes der gesamten japanischen Industrie.

Fünf dieser Unternehmen stellen die verschiedensten elektronischen Produkte her, und nur Fujitsu ist in erster Linie ein Computerproduzent. In Japan ist nach der Analyse das Vertrauen auf dem Geschäft mit Computern weniger ausgeprägt als bei den EDV-Herstellern in den Vereinigten Staaten von Amerika. Auch sind die japanischen EDV Unternehmen weniger profitabel als ihre amerikanischen Konkurrenten.

Im Unterschied zum amerikanischen Markt erscheinen neue Namen im japanischen EDV-Busineß recht selten. Nennenswerte Änderungen sind höchstens in speziellen Marktbereichen als Positionskämpfe einzelner Firmen zu beobachten.

Jedes der sechs Großunternehmen wird von einem "Netzwerk" von Zulieferbetrieben unterstützt und ist seinerseits mit einem größeren Konzern verbunden. Diese beiden Faktoren sind auch maßgeblich für die Wettbewerbsfähigkeit jedes dieser Unternehmen. Sie unterstützen die Hersteller zum einen mit Rohstofflieferungen und erlauben die Zugriffe auf finanzielle und andere Ressourcen. Zum anderen helfen sie neue Märkte zu erobern.

Eine wichtige Rolle in der Entwicklung einer eigenen japanischen EDV-Industrie spielte die staatliche Unterstützung. Im Gegensatz zu anderen Industrienationen verfolgte der japanische Staat immer eine Wirtschaftspolitik, die kontinuierlich den Beitrag der Informationsindustrie innerhalb der Gesamtwirtschaft zu erhöhen trachtete. Neben der rein finanziellen Förderung spielte vor allem die Qualität der Unterstützung der einzelnen Firmen eine große Rolle. So finanzierte die Regierung große F&E-Programme für die Grundlagenforschung der Computertechnologie, indem Gelder in einem speziell dafür errichteten Fond eingezahlt wurden.

Als Universalrechner werden gemeinhin Rechner bezeichnet, die verschiedensten Aufgaben bearbeiten können. Das japanische Wirtschaftsministerium definiert diese Rechnergattung anders: Dort gelten als Universalrechner alle Systeme, die auf digitaler Technologie basieren und zwischen zehn und maximal 250 Millionen Yen kosten. Im März 1970 beispielsweise waren 6700 dieser Systeme im Markt installiert, während es elf Jahre später bereits 88 000 Einheiten waren. Der Gesamtwert dieses Parks belief sich auf 4165 Milliarden Yen.

Als Bürocomputer definiert das japanische Handels- und Forschungsministerium Systeme, für die zwischen fünf und 30 Millionen Yen aufgebracht werden müssen. Dieser Marktbereich wächst auch dort am schnellsten. Während der Jahre von 1977 bis 1982 stiegen die Auslieferungen an Small-Business-Systemen mit einer durchschnittlichen Rate von 43 Prozent pro Jahr. Die ausgelieferten Einheiten haben einen Wert von etwa 310 Milliarden Yen. Insgesamt nahm die japanische DV-Industrie um durchschnittlich 20 Prozent jährlich zwischen 1976 und 1980 zu.

Die japanischen Unternehmen produzieren in drei großen Marktbereichen: EDV-Systeme Peripherie und Terminals. Die beiden letzten Segmente machen dabei fast 50 Prozent der gesamten DV Produktion aus. Der Wert der Peripherie- und Terminalproduktion war 1975 erstmals höher als der der Rechnerproduktion und dieser Trend dauert an.