Kolumne

ITK fällt als Wachstumsmotor aus

12.09.2006

Die schleppenden Geschäfte mit Hardware und die zurückgehenden Umsätze im Bereich der Festnetztelefonie tragen die Schuld daran, dass der Bitkom seine Wachstumserwartungen für 2006 und 2007 reduzieren musste. Rechnete der Verband im März noch mit ITK-Einnahmen von 137,4 Milliarden Euro, plant die Branche jetzt für 2006 nur noch mit 136,3 Milliarden Euro. Nur die erstmalige Einbeziehung der Umsätze mit Consumer Electronics rettete die Wachstumsdynamik von 2,5 Prozent. Ohne die 10,1 Milliarden aus diesem Geschäft würde das Wachstum der ITK-Branche nicht über dem des Bruttoinlandsprodukts von 1,6 Prozent liegen. Deshalb kann die ITK-Branche nicht mehr vom Bitkom zum Motor der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland stilisiert werden. Es ist eine ganz normale Branche geworden.

Statt wie im März prognostiziert um zwei Prozent, soll der klassische ITK-Markt ohne Consumer Electronics 2007 nur noch um 1,4 Prozent auf 138,2 Millarden Euro wachsen.

Ein entscheidender Faktor für die Wachstumsflaute ist der 4,5-prozentige Einbruch der TK-Branche im Festnetzgeschäft. Da das Wachstum des Mobilfunkbereichs dank des rapiden Preisverfalls auch nur noch zwei Prozent beträgt, kann diese Schwäche nicht mehr kompensiert werden. Einzig die Datendienste im Festnetz liefern mit einem Plus von 8,8 Prozent und einem Volumen von 11,6 Milliarden ein erfreuliches Ergebnis im TK-Segment. Da dieses Geschäft Breitbandanschlüsse voraussetzt, ist der weitere Anstieg der Anschlüsse von enormer Bedeutung.

Bei der Hardware ist der Preisverfall für das Umsatzminus von 1,7 Prozent verantwortlich. Die immer kürzeren Produktzyklen verhindern, dass Anbieter über längere Zeiträume hinweg für Innovationen zur Kasse bitten können. Ebenfalls ungünstig auf die Umsätze wirkt sich der Trend zur Billighardware in den Unternehmen aus. In immer mehr Bereichen setzen IT-Manager preisgünstige PC-Server statt teurer Unix-Rechner oder Mainframes ein.

Aufgrund dieser Entwicklungen bleibt der ITK-Markt ein Käufermarkt. Der informierte Kunde kann Anbieter im Hardware- und TK-Bereich leichter zu Zugeständnissen bewegen als zu Boom-Zeiten.

Allerdings verstärkt sich mit dem schwachen Wachstum die Konsolidierung des Gesamtmarktes. Hardwareanbieter versuchen noch intensiver als bisher, das wachstumskräftige Softwaregeschäft zu stärken, ganz so wie IBM und HP das zurzeit vormachen. Doch wohin entwickeln sich eigentlich die TK-Anbieter? Antworten auf diese zurzeit spannendste Branchenfrage nimmt jeder TK-Player sicher gegen Zahlung eines königlichen Beraterhonorars entgegen.