BitKom-Studie

ITK-Branche glaubt an Industrie 4.0

27.03.2014
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Anzeige  Was vor wenigen Jahren noch ein erklärungsbedürftiger Begriff war, wird zunehmend zum Wettbewerbsfaktor für die deutsche Industrie. Schon jetzt bietet jedes vierte ITK-Unternehmen Industrie-4.0-Lösungen an. 90 Prozent der ITK-Anbieter glauben, dass Industrie 4.0 in den kommenden vier Jahren zu einem wichtigen Geschäftsfeld für ihre Branche wird.
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Das Marktforschungsinstitut Aris führte im Januar dieses Jahres im Auftrag des ITK-Branchenverbandes BitKom eine repräsentative Umfrage zu Industrie 4.0 unter 315 ITK-Unternehmen durch. Die Ergebnisse zeigen, dass das Thema in den letzten zwölf Monaten merklich an Bedeutung gewonnen hat.

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Foto: Bitkom

So hat sich der Anteil der Unternehmen, die Industrie-4.0-Lösungen anbieten, innerhalb eines Jahres auf 23 Prozent mehr als verdoppelt. Und mit 26 Prozent planen noch einmal so viele derzeit diesen Schritt - wiederum mehr als eine Verdopplung gegenüber der Umfrage aus dem Vorjahr. Und in den kommenden Jahren dürfte das Tempo weiter hoch bleiben: Vier von zehn Unternehmen können sich zumindest vorstellen, entsprechende Lösungen anzubieten, und nur jedes zehnte ITK-Unternehmen sieht in diesem Bereich für sich keinerlei Perspektiven.

Foto: Bitkom

Die Fertigungsindustrie ist für die ITK-Branche von erheblicher Bedeutung: Nach Angaben des BitKom wird sich das Marktvolumen in diesem Jahr voraussichtlich auf knapp 31 Milliarden Euro belaufen, rund ein Fünftel der gesamten ITK-Umsätze entstehen hier. Dabei haben IT-Dienstleistungen den größten Anteil und machen etwa 50 Prozent aus. Im Jahr 2012 lag dieser Anteil noch bei etwa 45 Prozent.

Die ITK-Branche trägt vor allem in den vier Bereichen Infrastruktur, Prozess-Know-How, Sicherheit und Software-intensive eingebettete Systeme zu Industrie 4.0 bei. Bei den Infrastrukturen geht es insbesondere um die Vernetzung bislang autonomer Einheiten. Dafür sind Datenverbindungen, Schnittstellen, Standards und Protokolle nötig. Zweitens verfügt die IT als Querschnittsbranche über umfangreiches Prozesswissen und Organisations-Knowhow. Drittens müssen Prozesse bei Verlagerung ins Internet besonders stark abgesichert werden. Eingebettete Systeme sind das Herzstück von Industrie 4.0: Software-Module, Mini-oder Mikro-Computer, die in ein technisches Umfeld integriert werden.

Foto: Bitkom

So wie Deutschland in vielen Bereichen der klassischen Industrie zu den Weltmarktführern gehört, schätzt die ITK-Branche Deutschlands Position bei Industrie 4.0 im internationalen Vergleich ebenfalls als hervorragend ein. Etwas mehr als 50 Prozent der Befragten sehen Deutschland in der globalen Spitzengruppe oder sogar an Position eins.

"Vom Zusammenwachsen der Fertigungsindustrie mit dem Internet profitieren IT-Anbieter ebenso wie die Fertigungsindustrie", sagte Michael Kleinemeier, Mitglied des BitKom-Präsidiums, anlässlich der Vorstellung der Studie. Nach Aussage von 60 Prozent der Hightech-Unternehmen spielt Industrie 4.0 eine "sehr wichtige" Rolle für die künftige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. 2013 waren nur 49 Prozent dieser Ansicht. "Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass der allgemeine Trend zur Digitalisierung von Prozessen und Produkten ausgerechnet vor der Fertigungsindustrie zum Stehen kommt", sagte Kleinemeier.