Josef Richter, Hugo Boss

IT stellt Weichen für neues Wachstum

17.11.2006
Von 
Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.
Als Leiter des Projekts "Columbus" hat Josef Richter eine Mammutaufgabe auf seiner Agenda: Es gilt, die Prozess- und IT-Landschaft von Hugo Boss weltweit zu restrukturieren.

Seit drei Jahren ist Diplom-Betriebswirt Josef Richter Herr über die IT bei Hugo Boss. Seine Hauptaufgaben: strategische Planung und Betrieb der operativen IT, Leitung des Projekts Columbus und Koordination aller Prozessprojekte des Konzerns. Dreh- und Angelpunkt des Columbus-Projektes ist, die heterogenen und größtenteils eigenentwickelten Applikationen durch die integrierte Standardsoftwarelösung SAP-AFS abzulösen. Der CIO ist überzeugt davon, dass sich die Standardisierung rechnet: "Eine Vielzahl von Eigenentwicklungen und die dazugehörigen Schnittstellen lassen sich zu vertretbaren Kosten nicht warten, pflegen und erweitern", sagt er.

Erfolgsbausteine

. Die IT im Unternehmen als strategischen Erfolgsfaktor zu etablieren, der zum wirtschaftlichen Erfolg beiträgt

. Restrukturierung der Unternehmensprozesse

. Umstellung der Applikationslandschaft von Eigenentwicklung auf Standardsoftware (SAP AFS)

. Optimierung der weltweiten Supply Chain

Aber es geht ihm nicht nur ums Sparen: Um die Prozesse und IT-Systeme so auszurichten, dass sie die strategischen Unternehmensziele effektiv unterstützen, bedarf es einer agilen und schnell anpassbaren IT. "Es war unabdingbar, die IT flexibler zu machen. Mit Columbus erhält die IT eine neue Wertigkeit: Anstatt Bremser und Kostenfaktor zu sein, ermöglicht und unterstützt sie Geschäftsprozesse effektiv", sagt Richter.

Seiner Ansicht nach reicht es nicht aus, einfach die IT-Systeme auszutauschen: "Die Unternehmensprozesse müssen umgestellt werden, um die Vorteile der restrukturierten IT in Geschäftserfolge umzuwandeln." Deshalb ist von Columbus die gesamte Prozesskette betroffen - von der Produktentwicklung bis zum Point of Sale, über alle Marken, Gesellschaften und Länder, einschließlich SAP FI/CO und SAP BW als Data-Warehouse. Eine Mammutaufgabe für das global tätige Unternehmen mit mehr als 100 Shops weltweit, eigenen Produktionsstätten und einer Vielzahl von Vertragsfertigern, die an die Unternehmens-IT angebunden sind.

Richter weiß, dass sich derart große Veränderungen nur mit einer engagierten Mannschaft stemmen lassen: "Es geht vor allem darum, die Mitarbeiter zu motivieren und sie für die neuen Aufgaben und Rollen im Prozessgefüge zu gewinnen", sagt er. Der CIO ist hierfür bestens gerüstet: Als ehemaliger Personalleiter kennt er die Nöte und Probleme der Belegschaft. "Wenn man jahrelang im Personalwesen tätig war, entwickelt man ein Verständnis für die Psychologie und ein Gespür dafür, wie man Veränderungen angeht und sie den Mitarbeitern kommuniziert", sagt er.

Zur Person

Seit 2003 CIO bei Hugo Boss

1992 - 2003 Geschäftsführer der Webasto Informationssysteme GmbH

1990 - 1992 CIO der Webasto AG:

1985 - 1991 Sachbearbeiter Personalwesen, Leiter Personalwirtschaft, Leiter Personalwesen der Webasto

Um die ehrgeizigen strategischen Unternehmensziele zu erreichen, war die Restrukturierung der IT- und Prozesslandschaft nach Richters Einschätzung unbedingt erforderlich: "Hugo Boss ist in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen - es war absehbar, dass der Konzern ohne effiziente IT-Unterstützung irgendwann an Grenzen gestoßen wäre." Ihm ist klar, dass die Dimension von Columbus den Aufgabenbereich einer klassischen IT-Abteilung weit übersteigt: "Ohne die rückhaltlose Unterstützung durch den Vorstand ist ein Projekt dieser Größenordnung und Auswirkungen überhaupt nicht realisierbar." Wohl nicht umsonst hat CEO Bruno Sälzer Columbus als das wichtigste Projekt der Firmengeschichte bezeichnet.

Erste Erfolge des Projekts, das bis Ende 2007 abgeschlossen sein soll, kann Richter ebenfalls vermelden: "Wir haben gerade die Supply Chain von "push" auf "pull" umgestellt und können jetzt schneller und erheblich genauer planen. Und trotz laufender Projektkosten für Columbus haben sich die IT-Ausgaben., gemessen am Umsatz, verringert, seit das Projekt läuft."