Bain-Studie: Web-Enabler sind derzeit die Favoriten der Venture Capitalists

IT-Gründer bauen jetzt auf soliden Grundlagen

16.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Wohin steuert die New Economy? Nach den Ergebnissen der zweiten Studie zur "One Economy" von Bain & Company haben sich die Gewichte zugunsten der so genannten "Web-Enabler" verschoben. Zudem werden strategische Partnerschaften mit etablierten Unternehmen immer wichtiger.

Die Marktforscher untersuchten jetzt 221 deutsche vorbörsliche E-Business-Startups (Durchschnittsalter 2,5 Jahre) und stellten dabei dem Management von 72 als "aussichtsreich" definierten Firmen detaillierte Fragen. Demnach haben nur jene, die bereits die Gewinnschwelle erreicht haben, eine Chance auf einen Börsengang. Dieser liegt jedoch meist noch fern. Von der von Bain definierten Gruppe der B-to-C-Firmen sind nur zwei Prozent, von den B-to-B-Firmen nur acht Prozent bereits jetzt profitabel. Die Vertreter beider Segmente rechnen nicht damit, dass sie die Gewinnschwelle noch vor dem vierten Quartal erreichen. Von der Gruppe der Web-Enabler, die Software für das E-Business liefern, sind immerhin acht Prozent heute profitabel. Sie wollen im zweiten Quartal in die Gewinnzone gelangen, fassen das Going Public jedoch mehrheitlich erst für 2002 ins Auge.

Sie können aber unabhängig davon leichter als die B-to-B- und B-to-C-Anbieter, die zunächst in Markterschließung und Infrastruktur investieren müssen, Einnahmen durch Service, Beratung und Software generieren. Dies verhilft ihnen zu einer realistischeren Planung: Zwei Drittel der Web-Enabler haben ihre Umsatzziele für 2000 erreicht oder übertroffen. Diese auch als "Schaufelhersteller für den Internet-Goldrausch" bezeichneten Firmen haben auch geringere Erwartungen an das laufende Geschäftsjahr. Mit einem durchschnittlichen Umsatzplus von 150 Prozent bewegen sich ihre Prognosen im Rahmen des von Experten erwarteten Marktwachstums. Die B-to-B- und B-to-C-Startups dagegen glauben immer noch an Umsatzzuwächse in der Größenordnung von 400 beziehungsweise 500 Prozent - was höchst unrealistisch sein dürfte. Die Marktforscher erklären dies mit der heimlichen Hoffnung der Unternehmen, bei der Konsolidierung der Startup-Szene zu den Gewinnern zu gehören. Alle Newcomer gehen davon aus, ihre Umsätze durch erweiterte Geschäftskonzepte und die Expansion ins Ausland vergrößern zu können. Ebenfalls wichtig werden Partnerschaften mit etablierten Unternehmen.

Sind die Startups vorsichtiger geworden, was ihre IPO-Pläne betrifft, so treffen sie inzwischen auch auf reserviertere Investoren. Die Zahlen von Bain zeigen, dass vor allem Neugründungen diese Zurückhaltung zu spüren bekommen. Seit dem ersten Quartal 2000 ging die Zahl der institutionellen Erstfinanzierungen stark zurück, bei der Neufinanzierung bevorzugen Wagniskapitalfirmen besagte Web-Enabler. Dagegen ist die Anschlussfinanzierung den B-to-B- und B-to-C-Unternehmen dann sicher, wenn sie ein überzeugendes Geschäftsmodell vorweisen und dies bereits mit einer halbwegs gefestigten Marktposition untermauern können.

Abb: Herausforderungen

Die Internationalisierung steht ganz oben in der Dringlichkeit. Quelle: Bain & Company