IT-Freiberufler vermarkten sich selbst

20.06.2007
Weil sie unzufrieden mit den Projektvermittlern waren, gründeten 25 IT-Freiberufler die Pegasus Informatik AG und vermarkten sich jetzt selbst.

Im Moment geht es den IT-Freiberuflern glänzend: Viele können sich vor Aufträgen kaum retten. Doch zwischen 2002 und 2004 sah die Marktlage ganz anders aus. Die Auftraggeber legten Projekte auf Eis, so dass die Angebote für Freelancer deutlich zurückgingen. Zudem enthielten die Verträge, die dennoch zustande kamen, oft miserable Konditionen. "Agenturen und Beratungshäuser haben die für Berater damals schwierige Situation manchmal ausgenutzt und IT-Freiberuflern ungünstige Verträge angeboten", erklärt Dirk Bisping, Vorstand des Berufsverbands Selbständige in der Informatik e.V. (BVSI) und Vorstand der Pegasus Informatik AG (PIAG). Aus diesem Grund beschlossen 25 im BVSI organisierte IT-Freiberufler im Oktober 2004, mit der PIAG ein eigenes Unternehmen zu gründen, um damit unabhängig von Vermittlern an Projekte zu kommen.

Die PIAG entstand also als Alternative zu den herkömmlichen Vermittlern. Um sich selbst zu vermarkten, stellte die PIAG zwei eigene Vertriebsprofis ein, die aktiv Projekte für die PIAG-Aktionäre akquirieren. Den Vorteil sehen die IT-Freiberufler darin, dass sie nun nicht mehr als Ware gehandelt werden, die zu einem möglichst hohen Provisionssatz verkauft werden muss.

Die Gründungsmitglieder wählten die Gesellschaftsform der AG, um aus ihren Reihen heraus die Kontrolle über die Geschäftsführung ausüben zu können. Der dreiköpfige Aufsichtsrat rekrutiert sich aus dem Aktionärskreis der PIAG. Das liegt laut PIAG im Interesse der freiberuflichen Berater, die idealerweise Aktionäre und im Auftrag der PIAG im Kundeneinsatz sind.

Auch wenn die freiberufliche Beraterbranche derzeit wieder boomt (beispielsweise verzeichnete das Projektportal Gulp Ende Mai die 400.000. Projektanfrage seit seinem zehnjährigen Bestehen), fühlen sich die PIAG-Aktionäre in ihrem Unternehmen für alle Zeiten gut gerüstet. "Man muss sich darüber im Klaren sein, dass diese Situation sich wieder ändern kann", sagt Bisping. Die gute Marktlage könne möglicherweise noch zwei oder drei Jahre anhalten, weil der Projektstau, der sich bis 2005 gebildet habe, noch abgearbeitet werden müsse. Dennoch sei die grundlegende Problematik im IT-Markt nicht vom Tisch, nämlich dass Projekte und Internehmen zunehmend in Billiglohnländer verlagert werden.

Erstmals können jetzt weitere Freiberufler der PIAG beitreten und ebenfalls Gesellschafter werden. Voraussetzung ist, dass sie zunächst eine "Geschäftsbeziehung auf Probe" eingehen. Das heißt, ein externer Freiberufler muss einen Beratungsauftrag der PIAG erfolgreich erledigen, bevor er in den Kreis der Aktionäre aufgenommen wird. Eine weitere Voraussetzung ist die Mitgliedschaft im BVSI (für die es bei einem Beitritt im Juni oder Juli derzeit einen Rabatt von 55 Euro auf den Jahresbeitrag gibt).

Interessierte IT-Freiberufler können sich an Ralph Günther Jouy, einen der drei PIAG-Aufsichtsräte, wenden. (ka)