IT-Firmen setzen auf strategische Partnerschaften

27.11.2001
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Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Strategische Partnerschaften zwischen Unternehmen lassen sich schneller umsetzen, sind billiger und damit weniger riskant als Übernahmen oder Fusionen. In Krisenzeiten gehen vor allem IT- und TK-Anbieter verstärkt Allianzen dieser Art ein, um Synergien zu nutzen.

Im gegenwärtigen Abwärtstrend suchen viele Unternehmen ihr Heil in Fusionen oder Übernahmen, um den wachsenden Konkurrenzdruck zu bewältigen. Allerdings scheitert dieser Ansatz häufig an der komplizierten Post-Merger-Integration und den damit verbundenen Kosten. Dem Beratungsunternehmen Cell Consulting zufolge werden zudem meist nur die Symptome – etwa Preisverfall und steigende Professionalitätsanforderungen - und nicht die Ursachen behandelt. Häufig gelinge es nicht, über M&A(Mergers & Acquistitions)-Aktivitäten auch wirklich eine bessere Positionierung gegenüber dem Wettbewerb zu erreichen. Speziell in der Hardwarebranche ist der Erfolg solcher Zusammenschlüsse laut Cell Consulting fraglich.

Für Softwareanbieter eigneten sich Fusionen und Übernahmen dagegen grundsätzlich besser, so die Experten. Horizontale M&As seien hier ein wichtiges Instrument, um Wettbewerber auszuschalten und deren „installierte Basis“ zu übernehmen sowie um die eigenen Produkte durch Integration von Funktionen zu verbessern. Vertikale M&As ermöglichten es, sinnvolle Bundles etwa von Software und Dienstleistungen anbieten zu können. Riskant und teuer sei eine Fusion oder Übernahme jedoch in jedem Fall.

Eine weniger kostspielige und flexiblere Alternative stellt das so genannte Strategic Networking oder Partnering dar: strategisch sinnvolle Allianzen oder Kooperationen, wie sie in der Old Economy etwa von den Fluggesellschaften schon seit Jahren erfolgreich in Bereichen wie Beschaffung, Routenabstimmung und Wartungsarbeiten praktiziert werden. Laut Cell Consulting haben Zusammenschlüsse dieser Art vor allem durch den E-Commerce an Bedeutung gewonnen. Bestes Beispiel sei der Online-Buchhändler Amazon.com, mit dem zahlreiche Website-Betreiber kooperieren, um die Attraktivität des eigenen Angebots zu erhöhen. Speziell in der schnelllebigen IT- Branche bietet sich das flexible, in kurzer Zeit umsetzbare und relativ risikoarme Partnermodell für vertikal vorgelagerte Bereiche der Wertschöpfungskette an, meinen die Experten.

Allerdings können auch strategische Partnerschaften scheitern. Häufigste Ursache dafür ist den Beratern von Arthur D. Little zufolge eine zu wenig durchdachte Strategie. Beim Partnering gelte die Faustregel: erst die Strategie, dann der Deal. Auch effektive Maßnahmen zur Erfolgskontrolle sowie eine fortlaufende Kommunikation – sowohl intern als auch mit dem Partner sowie mit Kunden und Kapitalmärkten – seien Voraussetzung für eine funktionierende Partnerschaft

Die Unternehmensberatung Arthur D. Little untersuchte für ihre Studie die Ergebnisse und Erfolgsfaktoren von Partnering bei mehr als 1200 Firmen weltweit.(sp)