Europas "grüner Tiger" macht Intel, Dell & Co. Avancen

IT-Branche trägt mehr und mehr zum irischen Frühling bei

31.10.1997

Die grüne Insel ist in den zurückliegenden Jahren zu einem Eldorado für High-Tech-Investoren avanciert. Multinationale IT-Firmen beschäftigen dort gegenwärtig 30000 Menschen. Der Irish Development Agency (IDA) zufolge trugen sie 1996 erheblich zu den 18,6 Milliarden Dollar bei, die an Waren und Dienstleistungen exportiert wurden.

Die Liste vorwiegend amerikanischer IT-Firmen, die eine Dependance oder Fertigungsstätte in Irland etabliert haben, ist lang und liest sich mittlerweile fast schon wie das "Who is who" der Branche. Allen voran gilt dies für Intel, IBM, Microsoft, Dell, Compaq, Gateway 2000, Oracle, Apple, Motorola, 3Com - um nur einige zu nennen. So errichtete beispielsweise Intel unweit von Dublin ein neues, 2,5 Milliarden Dollar teures Chipwerk. 1996 wurden dort bereits unter anderem 29 Millionen Pentium-Chips gefertigt. 3600 Menschen finden hier Beschäftigung. Ein Ende der Expansion ist nicht in Sicht. Derzeit entsteht in unmittelbarer Nähe eine weitere Fabrik des US-Giganten, die im nächsten Jahr zusätzliche 2000 Arbeitsplätze schaffen soll.

Ein anderes Beispiel: Gateway 2000. Der PC-Direktvermarkter konzentriert seine gesamten europäischen Aktivitäten auf die irische Hauptstadt, etwa Fertigung, Kundensupport, Verkauf und Marketing. Wichtigster Teil der Logistik ist dabei das Call-Center. Allein die Hälfte der rund 1600 Beschäftigten ist telefonisch für Direktverkauf, technischen Support und Kundenunterstützung im Einsatz.

Niedrige Besteuerung der Firmen mitentscheidend

Geht es bei Investoren aus Übersee um die Wahl ihres europäischen Standorts, steht für George Bennett, Manager der staatlichen Investitionsagentur IDA, eines fest: "Irland erscheint automatisch auf dem Radarschirm vieler US-Companies." Lukrativ wie sonst nirgends in Europa sind vor allem die finanziellen Anreize. Eine nur zehnprozentige Besteuerung der Unternehmensgewinne zum Beispiel, festgeschrieben bis zum Jahr 2010. Das Festland kann hier bei Steuersätzen bis zu 50 Prozent nur hinterherhinken. Daß Unternehmen für jede neugeschaffene Stelle 12 000 irische Pfund an Fördermitteln einstreichen, ist da fast nur noch als nettes Zubrot zu werten.

Eine der ersten US-Firmen, die sich in Irland niederließ und 1990 im Städtchen Limerick eine PC-Fertigungsstätte errichtete, war Gateway-2000-Konkurrent Dell. Heute ist der PC-Direktvermarkter mit 1300 Arbeitsplätzen der landesweit größte Computerexporteur. Aber es gibt noch weitere Standortstärken. Seit Beginn der 80er Jahre steckte der Staat Millionen irische Pfund aus den Fördertöpfen der EU konsequent in die Hochschulen. 60 Prozent der Studenten belegen laut IDA technische, naturwissenschaftliche oder betriebswirtschaftliche Studiengänge. Ergebnis: Ein Heer hochqualifizierter und motivierter Akademiker drängt seit Jahren auf den Arbeitsmarkt. "Wir sind immer in der Lage, den Bedarf an guten Mitarbeitern zu decken", bestätigt Shane Creegan, Director Manufacturing Engineering bei 3Com. Mit rund 1000 Mitarbeitern betreibt die kalifornische Internetworking-Company auf Irland ihre weltweit größte Fertigungsstätte; 1998 sollen dort nochmals 1000 Stellen hinzukommen.