Ist Leasing derzeit wirklich interessant?

03.06.1977

Durch die jüngsten Preissenkungen verschiedener Modelle ist der Anwender auf dem Sektor der Groß-EDV verwirrt. Er zögert mit seiner Entscheidung für Kauf oder Leasing. Kurzfristige Bindung heißt in vielen Fällen die Devise. Welche Möglichkeiten bieten sich denn überhaupt für den Anwender? Im Prinzip sind es folgende Alternativen (IBM-Beispiel):

1. Reine Kurzzeitmiete

2. Langzeitmiete (48 Monate)

3. Kauf

4. Leasing (Full-pay-out)

5. Leasing (Operational)

Reine Kurzzeitmiete

Die reine Kurzzeitmiete ist nur dann interessant, wenn in den nächsten Monaten oder ein bis zwei Jahren der Übergang auf ein anderes System fest geplant ist. Es kann aber auch in derartigen Fällen interessant sein, ein Leasing-Konzept zu untersuchen. Es ist in manchen Fällen durchaus möglich, zunächst ein Modell /370-138 für 18 Monate abzuschließen und gleichzeitig einen Anschluß-Leasing-Vertrag für ein System /370-148.

Gerade bei den Systemen 138 und 148 sind die Kaufpreise recht interessant, so daß derartige Alternativen denkbar sind. Der Anwender kann aber statt einer Kurzzeitmiete für das erwähnte System 138 auch gleich einen Leasing-Vertrag über beispielsweise 72 Monate für ein System 148 abschließen. Dabei kann er gegenüber der Kurzzeitmiete für eine 138 und anschließende Langzeitmiete für eine 148 durchaus erhebliche Beträge einsparen, wenn er berücksichtigt, daß ein größeres Modell mitunter erhebliche Überstunden einsparen kann.

Langzeitmiete

Die Langzeitmiete bringt mehrere Vorteile mit sich. Zum einen entfällt die Mehrschichtmiete und zum anderen ist die effektive Miete zunächst um etwas mehr als 9% billiger als die normale Grundmiete. Zudem hat der Mieter ein vertragliches Recht auf Anrechnung von Optionsbeträgen beim Kauf.

Der Anwender sollte sehr genau rechnen, ob der Langzeitmietvertrag nach Ablauf nochmals um ein Jahr verlängert werden soll. Wenn diese Frage nur einigermaßen mit JA beantwortet werden kann, ist der erste Schritt zum Leasing schon vollzogen.

Ein Financial Leasing kostet für ein System /370-148 über 60 Monate (Zitat CW 20/77) ca. 2,06% vom Anschaffungswert. Wenn ein System mit 1,0 MB und einigen interessanten Features ca. 2, 35 Millionen kostet, so ergibt sich ein Monatsbetrag von ca. 48 400 DM. Dazu kommen noch die Kosten der Wartung und der Schwachstromversicherung in Höhe von ca. 9000 DM, so daß sich monatliche Gesamtkosten von ca. 57 400 DM ergeben. Dieses System kostet aber unter LZM-Miete immerhin knapp 60 000 DM, so daß sich pro Monat eine Differenz von 2600 DM ergibt.

Kauf

Der Kauf eines Systems steht im Prinzip nur für diejenigen zur Debatte, die Geld anlegen wollen aus eigenen Mitteln. Wird der Kaufpreis fremd finanziert, so ist die Gewerbesteuer auf das langfristige Fremdkapital zu berücksichtigen.

Leasing (Full-pay-out)

Beim Full-pay-out-Leasing muß das Problem der Aktivierung und das der Gewerbe- und Vermögenssteuer genau geprüft werden. Hier können gerade für gut verdienende Betriebe erhebliche Belastungen entstehen. Das Einbeziehen eines Steuerberaters ist dringend zu empfehlen. Das heutige Zinsniveau sowie die günstigen Kaufpreise beeinflussen die Leasing-Konzeption positiv, so daß auch ein Full-pay-out-Leasing durchaus interessant sein kann.

Leasing (Operational)

Aufgrund der niedrigen Kaufpreise werden verstärkt Leasing-Angebote auf Mietbasis gemacht. Dabei gehen viele Leasing-Gesellschaften ein Risiko insofern ein, als sie sich nach Abschluß der ersten Leasing-Periode ein lukratives Anschlußgeschäft erhoffen.

Selbst nach 54 Monaten dürfte für ein System /370-148 noch ein Restwert von mindestens 20% erzielbar sein. Vermutlich wird er beträchtlich höher liegen, so daß auch für den Anwender ein Risiko selbst dann nicht gegeben ist, wenn er sich verpflichtet, diesen Restwert nach Abschluß der Grundmietzeit zu garantieren.

Fazit

Leasing ist gerade heute sehr interessant. Wer sowieso einen Langzeitmietvertrag über 48 Monate abschließen will, sollte sich intensiv mit Leasing auseinandersetzen. Der Anwender geht kein nennenswertes Risiko ein, der Wartungsdienst ist gewährleistet, der VB ist nicht verärgert und der EDV-Benutzer kann durchaus Geld sparen.