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Isis klemmt rechtsradikale US-Websites nun doch ab

23.11.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach einigem Hin und Her hat der Düsseldorfer Netzbetreiber Isis Multimedia Net GmbH seinen Kunden den Zugriff auf vier US-Websites mit rechtsradikalen Inhalten nun doch gesperrt. Dazu habe sich der Isis-Chef Horst Schäfers nach einem persönlichen Gespräch mit Jürgen Büssow, Präsident des Regierungsbezirks Düsseldorf, entschieden, hieß es in einer Pressemitteilung des Carriers. Eigentlich wollte Isis, ein Gemeinschaftsunternehmen der Arcor-Gruppe, der Stadtwerke Düsseldorf, der WestLB, der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft und der Stadtwerke Neuss, dem Wunsch der Behörde nicht folgen. Noch am 13. November hatte der Netzbetreiber der Bezirksregierung die Wirkungslosigkeit eines möglichen technischen Eingriffs erläutert.

Der Meinungsumschwung bei Isis kam durch eine interne Sabotage zustande. Nach Angaben des Unternehmens habe ein Isis-Techniker seit Anfang dieser Woche ohne Weisung von oben mit der technischen Blockade der Websites experimentiert. Er leitete alle Internet-Surfer, die die von Büssow beanstandeten Websites aufsuchen wollten, auf die Homepage des Regierungspräsidenten um. Am gestrigen Donnerstag beendete Isis die nicht abgesprochene Verknüpfung. Um in der Öffentlichkeit nun jedoch nicht als Befürworter rechtsradikaler Inhalte dazustehen, hat der Carrier die umstrittenen Websites allerdings doch gesperrt - wenn auch widerwillig. "Wir Telekommunikationsunternehmen können in so einer Situation machen, was wir wollen. Wir sind immer die Dummen. Sperren wir, wird Zensur beklagt. Tun wir nichts, fördern wir angeblich den Rechtsradikalismus", beklagte sich Isis-Chef Schäfers.

Schützenhilfe erhielt der Düsseldorfer Netzbetreiber von Jörg Tauss, Beauftragter der SPD-Bundestagfraktion für Neue Medien. Das Sperren einzelner Seiten mit unerwünschten Inhalten im Internet sei "technisch unwirksam und rechtlich höchst umstritten". Benutzer könnten die Blockade einzelner Seiten durch einen DNS-Server viel zu leicht umgehen, in dem sie einen anderen verwenden. Tauss fordert daher die Förderung von Filtertechnologien, mit denen beispielsweise Eltern für ihre Kinder bestimmte Inhalte ausblenden könnten. (ka)