Internetzensur

Iran erteilt Bloggerin 30 Jahre Berufsverbot

23.06.2010
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Zhila Bani Jaghob ist Bloggerin und Preisträgerin des diesjährigen "Reporter ohne Grenzen Award". Vom iranischen Regime in Teheran wurde sie jetzt zu 30 Jahren Berufsverbot und einem Jahr Haft verurteilt.

Urteil der Richter der 26. Kammer des Teheraner Revolutionsgerichtes: Bani Jaghobs sei schuldig der "Propaganda gegen die Staatsführung". Über den Urteilsspruch wurde die iranische Journalistin am 8. Juni informiert. Sie will gegen die Entscheidung Berufung einlegen.

Die iranische Bloggerin/Journalistin Zhila Bani Jaghob ist Preisträgerin des diesjährigen "Reporter ohne Grenzen Award". In ihrem Land wurde sie mit einem 30-jährigen Berufsverbot belegt und zu einem Jahr Haft verurteilt.
Die iranische Bloggerin/Journalistin Zhila Bani Jaghob ist Preisträgerin des diesjährigen "Reporter ohne Grenzen Award". In ihrem Land wurde sie mit einem 30-jährigen Berufsverbot belegt und zu einem Jahr Haft verurteilt.
Foto: Reporter ohne Grenzen

Die Journalistin und Frauenrechtlerin betreibt den Blog "Wir sind Journalisten". Dieser setzt sich kritisch mit den Verhältnissen im Iran aus. Für ihre journalistische Tätigkeit wurde sie am 22. Juni in Bonn von der Menschenrechtsorganisation "Reporter ohne Grenzen" ausgezeichnet.

Bani Jaghob durfte den Iran für die Preisverleihung am 22. Juni nicht verlassen. Ihr Grußwort (siehe Kasten) wurde bei der Preisverleihung verlesen. Hierin schreibt sie unter anderem, dass abgesehen von ihr "mehr als 40 Journalisten und Blogger im Iran im Gefängnis einsitzen." Einige seien zu sechs oder sogar neun Jahren Haft verurteilt worden, anderen würden ähnliche Urteile bevorstehen.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) zählte 2009 rund 60 Länder, die das Internet zensieren - eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr. Auf knapp 40 Staaten kommt die "Open Net Initiative" (ONI), die von den renommierten Universitäten in Harvard, Oxford, Cambridge und Toronto getragen wird. Zum Vergleich: 2002 beschränkten laut ONI erst zwei Länder die Freiheit im Netz.

Von den rund 120 Bloggern, die zurzeit weltweit hinter Gittern sind, sitzen allein in China 72 Internet-Dissidenten in Gefängnissen, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht "Feinde des Internets".

Bani Jaghobs persischsprachiger Blog enthält aktuelle Informationen zur Lage im Iran und greift insbesondere soziale und frauenspezifische Themen auf, schreibt der Mediendienst "Meedia". "Zhila ist in ihrer Heimat eine Vorkämpferin für die Meinungsfreiheit", so Lucie Morillon, Leiterin des ROG-Referates "Neue Medien", bei der Bekanntgabe der Gewinner des "Best of the Blogs"-Wettbewerb.

"Dear Journalists and Bloggers from all over the world"

Zhila Bani Jaghob hat zur Verleihung des "Reporter ohne Grenzen Award" am 22. Juni in Bonn ein Grußwort in Englisch abgegeben, das im Rahmen der Preisverleihung verlesen wurde. Wir geben es hier im Original wieder.

first of all, I would like to tell you that I am writing this note to you after I was recently sentenced to one year in prison - and banned from practicing journalism for 30 years - by the Islamic Republic of Iran's Revolutionary Court. One of the reasons they named for handing me this harsh sentence was the articles I wrote on my weblog, the weblog that Reporters Without Borders chose as the best blog from among Deutsche Welle’s International Blog Awards, The BOBs. On this blog I wrote about people's protests against the disputed presidential election in Iran last year.

Currently, more than 40 journalists and webloggers are imprisoned in Iran. Some of them have been sentenced to six or even nine years in prison, and still others are expecting similar court sentences. These prisoners did not commit any crime; they simply pursued the career and duties of a journalist.

One of these imprisoned journalists is my husband, Bahman Ahmadi Amouee. He was arrested during the post-election crisis. My husband was sentenced to 34 lashes, along with seven years and four months in prison. His greatest crime was publishing critical articles about Mahmoud Ahmadinejad's government on his personal weblog and in Iranian dailies. For one year now, he has been held in prison - alongside many other journalists - for no legitimate reason.

I would like to thank Reporters Without Borders for awarding me this prize, and I would like to dedicate my prize to my imprisoned husband, Bahman, and to all imprisoned Iranian bloggers, especially Shiva Nazar Ahari. Thank you so much."

Laut Reporter ohne Grenzen ist das Ausmaß der Unterdrückung und Verfolgung kritischer Stimmen im Iran mehr als ein Jahr nach dem umstrittenen Wahlsieg Mahmud Ahmadinedschads dramatisch: Mehr als 170 iranische Journalisten und Blogger seien in den vergangenen zwölf Monaten festgenommen worden. 38 von ihnen sind noch im Gefängnis. Mehr als 100 Medienschaffende haben die islamische Republik seit der Präsidentschaftswahl verlassen. (jm)