DEC & Co. verbuchten in 1981 erstmals niedrigere Zuwachsraten:

Investitionsmüdigkeit bewirkt "Mini"-Flaute

08.01.1982

MÜNCHEN (ha) - Mit den niedrigsten Zuwachsraten seit sechs Jahren mußten die amerikanischen Minicomputer-Hersteller in 1981 vorliebnehmen. Auf der Wachstumsleiter des DV Marktes zwar noch immer auf den obersten Sprossen, hatten auch die deutschen Töchter der US-Computerbauer Grund zur Klage. Bei hohem Dollarkurs, Investitionsunlust der Anwender und zunehmender Mikro-Konkurrenz mußten sie erstmals Umsatzeinbußen hinnehmen.

So verliert vor allem der Marktführer Digital Equipment (DEC) erheblich an Fahrt. Nach einem lebhaften Jahresanfang habe das US-Unternehmen VWD-Angaben zufolge bereits die Produktion zurückgefahren und verhandele mit den Gewerkschaften auf informeller Ebene über eine Vier-Tage-Woche. Bisher sei es DEC jedoch gelungen, sich durch einen hohen Auftragsbestand von der allgemeinen Rezession in den USA abzukoppeln. Doch bei einem Jahresumsatz von zuletzt 3,2 Milliarden Dollar würden diese Bestände nun abschmelzen. Insbesondere das Ordervolumen aus dem Ausland lasse deutlich nach.

Auch hierzulande bestätigen die Minianbieter durchweg, daß sie in 1981 die Zuwachsraten der Vorjahre nicht erreichen konnten. Gründe für die "Mini"-Flaute sieht ein Sprecher der Digital Equipment GmbH, München, vorrangig in der Investitionszurückhaltung der DV-Benutzer. Diese habe unter anderem bewirkt, daß auch die für die Hersteller "lebenswichtigen" OEM-Anbieter vorsichtiger kalkulierten und teilweise gar ihre Läger abgebaut hätten. Der gesamte Minimarkt befinde sich nach Meinung des DEC-Mannes zur Zeit in einer Orientierungsphase. Das Geschäft werde von unten her von den Mikros "angeknabbert" und von oben von den immer billiger werdenden traditionellen Universalrechnern bedrängt.

"Es wäre heute für jeden Mini-Anbieter von Vorteil, wenn er ein Produkt vorzuweisen hätte, das dem Anwender einen kleineren Einstieg erlaubt", bekennt der neue Marketing- und Kommunikations-Manager der Wiesbadener Prime Computer GmbH, Benno Pöhler. Nach seiner Ansicht hätten nahezu alle Mini-Anbieter im letzten Jahr mehr zu kämpfen gehabt als je zuvor. So zeigt sich auch Prime-Geschäftsführer Herbert Bechtel mit dem 1981 er-Ergebnis nur mäßig zufrieden. Fünfzig Prozent wollten die Wiesbadener im laufenden Geschäftsjahr zulegen, etwa die Hälfte sind es nur geworden (siehe auch Seite 36, Prime-Marktpotential nicht ausgeschöpft).

Auch von der Perkin-Elmer GmbH (PE) kommen Klagen. Die Münchner haben eigenen Angaben zufolge ein Großteil ihres Geschäftes bisher mit der öffentlichen Hand abgewickelt. Doch die Sparmaßnahmen von Vater Staat sowie die Investitionsmüdigkeit der Industrie hätten sich nun auf die PE-Zahlen ausgewirkt.

Gespart wird deshalb bei den Minimachern jetzt auch an Investitionen. Die amerikanische Digital Equipment Corp. hat nach VWD-Angaben im Geschäftsjahr 1982 Investitionsvorhaben von insgesamt 500 Millionen Dollar gestrichen. Nun wolle das Unternehmen die noch in 1981 um 18 Prozent erhöhten Kapazitäten nicht weiter ausbauen. Folge: Im Angestelltenbereich verzichtet man zu nächst auf Neueinstellungen.