Modularprogramme für die Fertigungsplanung (1. Teil)

Investition, die hohe Rendite verspricht

13.08.1976

Die Rationalisierung durch bessere Planung steht erst am Anfang. Die Investition in ein Fertigungsplanungssystem verspricht daher hohe Rentabilität, sofern seine Konzeption dem Betriebstyp entspricht, die Hard- und Softwarekosten im Rahmen des Möglichen liegen und die Charakteristik des Systems den Rationalisierungsschwerpunkten angepaßt ist. Prof. Helmut Kernler von der Fachhochschule Furtwangen hat sieben Modularprogramme verglichen: Die MDT-Systeme von Kienzle und Nixdorf (Infos), die Großrechner-Software von Siemens (ISI), Honeywell (Miacs), IBM (Pics), Sperry Univac (Unis 1100) und - als einziges Hardware-unabhängiges Paket - das Programm IAA des Berliner Softwarehauses PSL Ergebnis: "Alle Programme bauen auf ausgereiften Kon,zepten auf; keinAnwender braucht wegen eines Fertigungsplanungssystems die Hardware zu wechseln. Gute Installationen sind nicht durch die Wahl des Programmes, sondern durch die Bereitschaft der Unternehmen gekennzeichnet, das vorhandene System konsequent einzusetzen."

A. Produktionsplanerstellung.

Der Produktionsplan ist die wichtigste Grundlage eines Fertigungsplanungssystems. Folgende dispositive Tätigkeitenkommen für die Erstellung eines Produktionsplans in Frage:

A1. Kundenauftragsverwaltung mit Vorkalkulation, Fertigwaren-Bestandsführung und Versand-Disposition: Dieser Modul wird von INFOS, KIENZLE und IAA am besten abgedeckt.

A2. Produktionsplanerstellung durch Vorhersage aufgrund von Vergangenheitsdaten: Dabei prüft UNIS nach, ob die Vorhersage der Endprodukte mit der Gesamtvorhersage für die Produkttypen übereinstimmt. Bei ISI werden die Modelle und sogar die Modellparameter automatisch korrigiert, bei MIACS werden die optimalen Modellparameter durch Iteration gefunden.

A3. Abstimmung der Kundenanfragen mit der Personal und Fertigungskapazität und mit den Beschaffungsmöglichkeiten: INFOS berücksichtigt die Fertigungskapazitäten, UNIS und IAA berücksichtigen Material- und Kapazitätsengpässe. Bei IAA erfolgt diese Abstimmung simultan.

B. Materialwirtschaft

Der 2. Bereich - Materialwirtschaft und Einkauf - ist das Kernstück aller Fertigungsplanungssysteme, da bislang dort die größten Rationalisierungserfolge erzielt wurden. Man kann folgende Moduln unterscheiden:

B1. Bestandsführung und -überwachung (incl. disponible und Sicherheitsbestände): Alle angebotenen Modularprogramme führen physische und zukünftige Bestände. INFOS und Kienzle errechnen keine Sicherheitsbestände. ISI führt Bestände zu jeder aktiven Variante.

B2. Bedarfs- und Bestellmengenrechnung: Bei der Bedarfs- und Bestellmengenrechnung enthalten alle Systeme die verbrauchsgesteuerte Disposition und die Stücklistenauflösung für anonymen Bedarf. ISI, MIACS und UNIS lösen darüber hinaus spezielle Kundenaufträge gesondert auf, so daß alle Werkstattaufträge diesem,Kundenauftrag zugeordnet werden können. ISI berücksichtigt bei der Bedarfsauflösung Variationsbestände und Bestände aus verschiedenen Lagern, MIACS kann Pseudobaugruppen überspringen.

B3. Stücklistenverwaltung: Die Stücklistenverwaltung ist bei allen Modularprogrammen so aufgebaut, daß die unterschiedlichen Stücklisten- und Teileverwendungsnachweise abgerufen werden können. UNIS verwaltet Funktions- und Fertigungsstücklisten, ISI verwaltet Variantenstücklisten nach Mengen- und Strukturvarianten. Kienzle unterscheidet Varianten durch ein Variantenkennzeichen.

B4. Bestellüberwachung der fremdbezogenen Artikel: Alle Modularprogramme überwachen die Termine der fremdbezogenen Bestellungen. Die restlichen Einkaufsfunktionen sind nur bei PICS umfassend abgedeckt.

C.Zeitwirtschaft

Die Zeitwirtschaft läßt sich in drei Bereiche gliedern:

C1. Verwaltung der Arbeitspläne und Betriebsmittel: Die Arbeitspläne werden bei allen Systemen in einer Kett-Datei gespeichert. Kienzle kann bei Bedarf mehrere Arbeitspläne für ein Teil oder einen Arbeitsplan für mehrere Teile speichern.

C2. Durchlaufterminierung: Dieser Modul ist bei allen Programmen als Vorwärts- und Rückwertsterminierung aufgebaut. ISI, MIACS, PICS und UNIS verketten dabei alle geplanten und offenen Werkstattaufträge über alle Fertigungsstufen hinweg bis zu den Kundenaufträgen.

C3. Kapazitätsterminierung: Bei den Grobsystemen ist die Terminierungsstrategie durch Prioritätenvergabe zu beeinflussen. PICS bietet sogar 4 verschiedene Strategien an, die vom Einzelfertiger bis zum Serienfertiger reichen.