Internet-Dienst wird angeblich quersubventioniert

Internet-Dienst wird angeblich quersubventioniert AOL geht gerichtlich gegen die Telekom-Tochter T-Online vor

19.03.1999
MÜNCHEN (CW) - Vor dem Hamburger Landgericht hat AOL Deutschland einen Antrag auf einstweilige Anordnung eingebracht. Der Anbieter wirft der Deutschen Telekom vor, sie würde ihren Online-Dienst mit Gewinnen aus dem Telefongeschäft wettbewerbswidrig subventionieren.

Am 1. April 1999 können T-Online-Nutzer für eine Pauschale von sechs Pfennig pro Minute surfen. Der neue Tarif verschleiere nach Ansicht von AOL, wie hoch die Kosten für Telefongebühren und wie hoch die Provider-Kosten sind. Für den 12. März ist eine Anhörung vor dem Landgericht vorgesehen.

AOL wurde bereits gegen T-Online aktiv. Zur Zeit prüft die Europäische Kommission eine Beschwerde des Online-Dienstes gegen die Telekom-Tochter wegen des Mißbrauchs ihrer Marktstellung im Ortsnetz.

Pauschaltarife für den Internet-Zugang gibt es zwar auch von anderen Anbietern, wie zum Beispiel Mobilcom (sechs Pfennig pro Minute), Viag Interkom (zehn Pfennig pro Minute) und Talknet (neun bis 16 Pfennig pro Minute), doch dabei handelt es sich um reine Web-Zugangsdienste. Im Gegensatz dazu stellen AOL, Compuserve und T-Online auch Inhalte zur Verfügung, für die der Nutzer bezahlt. Angesichts der niedrigen Pauschale von sechs Pfennig müsse die Telekom nach Ansicht von AOL entweder beim Datendienst bewußt Verluste einfahren, oder der Carrier zahlt bei den Verbindungen drauf. Beides verstoße gegen den Wettbewerb.

Unterdessen warb Andreas Schmidt, President und CEO von AOL Europe, für das amerikanische Modell: "Während die Deutsche Telekom weiter jede Minute Internet-Nutzung wie bei einer Peepshow einzeln abrechnen will, um sich an den Telefongebühren zu bereichern, fordern wir für alle Online-Nutzer eine einheitliche pauschale Grundgebühr." In Amerika würde der Kunde rund 30 Mark pro Monat an die Telefongesellschaft zahlen. Zuzüglich dazu entrichtet er dann eine Gebühr an den jeweiligen Online-Dienst.