Gastkommentar

Internet ändert Auftrag der IT

03.12.1999
Dr. Peter Pagé, Freier Marktanalyst, München

Alle reden von E-Commerce, und jeder will mitmachen. Manche Beobachter werfen E-Commerce mit E-Business in einen Topf und leiten von Ausnahmeerscheinungen - Buchläden oder Auktionshäusern, die ihr Geschäft operativ nicht in den Griff bekommen - ab, daß E-Business Rückschläge erleidet. Aber E-Business ist mehr als ein neuer Vertriebskanal übers Internet. Mit dem Internet dringt die Kommunikation in die IT vor und ändert deren Auftrag grundlegend. Nicht mehr die Unterstützung einzelner Funktionen und das Besitzen von Daten sind wichtig, sondern die schnelle Kommunikation von Informationen.

Alle Bereiche werden betroffen sein, und E-Business ist ein IT-Ansatz, der als Basistechnik für jedes Unternehmen wichtig ist - kein "Hype". Die Bedeutung entspricht mindestens der Einführung des Computers. Mit E-Business wird die Informationsgesellschaft Realität, in der die Beherrschung des Informationsflusses vom Kunden bis zum letzten Zulieferer fast wichtiger wird als der Waren- und Leistungsfluß. Alle Prozesse werden durch schnelle Kommunikation und den Abbau von Lägern und Wartezeiten beschleunigt. Nur wer alle verfügbaren Informationen konsequent erfaßt und zugänglich macht, kann mithalten.

Ein E-Commerce-Frontend kann nur dann Mehrwert erzielen, wenn alle Partner durch leistungsfähige Online-Systeme im Backend vernetzt sind. Sonst kommt es zu Verlusten durch höhere Kosten. Gefordert ist eine neue Grundhaltung zur Zusammenarbeit. In modernen Supply Chains oder dem offenen Betriebssystem Linux kommt die neue Wirtschaftsform bereits zum Ausdruck. Viele Strukturen und Arbeitsmittel werden folgen, und alle müssen sich ändern. Mit Herbert Grönemeier gesprochen: "Bleibt alles anders!" - und das hört nicht auf.