Friedrich Fröschl scheitert an Streit über IT-Konsolidierung

Interne Querelen: Siemens-CIO muss gehen

07.05.2004
MÜNCHEN (CW) - Friedrich Fröschl (52), IT-Chef der Siemens AG, wird Ende Juni seinen Hut nehmen. Die Nachfolge soll der bisherige Leiter der internen Konzernrevision, Volkhard Matthäus (61), antreten. Offiziellen Angaben zufolge verlässt Fröschl das Unternehmen "auf eigenen Wunsch", Siemens-intern allerdings wird der Abschied des CIO auf ein getrübtes Verhältnis zum Vorstand zurückgeführt.

Firmeninternen Quellen zufolge hat sich Fröschl, der seit November 2001 den gesamten IT-Bereich sowie das E-Business-Geschäft des Münchner Unternehmens leitet, durch "unglückliches Agieren mit den Bereichsfürsten" sowie "Defiziten bei der Durchsetzung von Maßnahmen" aus der Siemens AG hinausmanövriert. Der scheidende CIO selbst nennt konkretere Hintergründe für seinen bevorstehenden Abgang: So sei es zwischen ihm und Siemens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer zu Meinungsverschiedenheiten über die Umsetzung der im Konzern angestrebten IT-Konsolidierung gekommen. Die Siemens AG will ihre Technikkosten bis Ende 2005 um 800 Millionen Euro reduzieren. Erreicht werden soll das Ziel primär durch die Zentralisierung der Rechenzentren sowie die Standardisierung der Software (siehe CW18/04, Seite 10).

Laut Fröschl bestand Feldmayer auf einem "programmatischen und konsensorientierten Modell", das die einzelnen Konzernbereiche bei Entscheidungen einbezieht. Der CIO habe hingegen für eine "zentralistische" Vorgehensweise mit direktem Durchgriffsrecht auf die Unternehmensbereiche beziehungsweise die regionalen Siemens-Organisationen plädiert. Das sei ihm jedoch verwehrt worden. Fröschl genießt zwar offiziell "Richtlinienkompetenz für den Gesamtkonzern", sitzt bei Siemens aber doch nur in der zweiten Reihe. Feldmayer zeichnet im Zentralvorstand unter anderem für den Bereich Corporate Information and Operations (CIO) verantwortlich.

Brancheninsider halten es für denkbar, dass die wenig berauschenden Quartalsergebnisse des Münchner Unternehmens (siehe Seite 7) den CIO zu Fall gebracht haben. Einen weiteren möglichen Stolperstein sieht Helmuth Gümbel, Managing Partner der Unternehmensberatung Strategy Partners, in der föderativen Struktur des Siemens-Konzerns: "Fröschl ist in diesen Kulturen nicht aufgewachsen - da gibt es Minenfelder ohne Zahl."

Zum Nachfolger Fröschls wurde Volkhard Matthäus ernannt, der bislang die interne Konzernrevision leitet. Fröschl selbst wird künftig im Private-Equity-Umfeld tätig sein und ab Juli eine Position bei einer Investment-Bank übernehmen. "Ich will wieder gestalterisch im IT-Geschäft mitwirken - drei Jahre Zentrale sind für mich absolut ausreichend", so die offizielle Begründung des CIO für seinen Abschied. (kf/wh)

Fröschls Karriere

1986: Mitglied der Geschäftsführung der Digital Equipment GmbH.

1991: Geschäftsführer der Computer Sciences Corp. (CSC) Deutschland.

1993: Mitglied des European Management Board von CSC Europe.

1995: Vorstandsmitglied Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI).

1995: Aufbau des Bereichs Siemens Business Services (SBS).

1998: Vorsitzender des SBS-Bereichsvorstands.

Ende 2001: CIO der Siemens AG.