Befestigungsspezialist Upat schaltet MySAP SCM scharf

Interne Logistik stabil verkettet

30.03.2001
Mit dem Produktivstart von "MySAP SCM" bei seiner Tochter Upat GmbH & Co. in Emmendingen erklimmt der Dübel- und Bauzubehör-Spezialist Fischer ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg, die Logistikkette über die Unternehmensgrenzen hinweg zu optimieren. Von Achim Born*

Für Klaus Fischer, den geschäftsführenden Gesellschafter der im schwäbischen Tumblingen beheimateten Fischer-Gruppe, gibt es keinen Zweifel: "Wir werden durch das E-Business ein anderes Einkaufsverhalten und neue Vertriebsstrukturen bekommen". Um am Standort Deutschland konkurrenzfähig zu bleiben, genüge es deshalb nicht mehr, allein auf die Stärke der eigenen Produktentwicklung zu setzen. Vielmehr streicht Fischer die Bedeutung der Gestaltung von Organisation und Geschäftsprozessen heraus: Das ganze Unternehmen müsse innovativ sein.

In der eigentlichen Produktion seien kaum noch Verbesserungen zu erwarten, ergänzt Rainer Wein, Geschäftsführer Entwicklung und Produktion. Deshalb arbeite das Unternehmen seit mehr als einem Jahrzehnt intensiv an der Verbesserung der indirekten Prozesse, insbesondere in der logistischen Planung (siehe auch Jubiläumsausgabe "25 Jahre Computerwoche", Seite 120). Was weitgehend manuell begann, wurde später auf der Basis der Leitstandtechnologie von IDS Scheer, Saarbrücken, fortgeführt. Seit Ende 1997 - zu diesem Zeitpunkt gab IDS die eigene Technologie zugunsten einer Entwicklungspartnerschaft mit SAP auf - wird diese Arbeit gemeinsam mit den Saarbrückenern unter Einsatz des "Advanced Planner and Optimizer" (APO) von SAP vorangetrieben. APO ist heute Bestandteil der Lösung "MySAP Supply Chain Management" oder kurz: MySAP SCM.

Das Ziel, die produktionsbegleitenden logistischen Prozesse zu optimieren, behielten die Verantwortlichen stets im Auge. Angetrieben werden sie letztlich von der Vision, den Kunden eines Tages direkt von der Produktionsrampe ab beliefern zu können.

Ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg dorthin wurde kürzlich mit der Live-Schaltung von MySAP SCM bei der Tochterfirma Upat GmbH & Co., Emmendingen, erreicht. Von der Absatzplanung über die Disposition und Fertigung bis hin zum Lieferanten bildet das System jetzt die gesamte Logistikkette durchgängig ab. Jeder Kundenauftrag und Prognosebedarf wird im Modul "SAP APO Production Planning and Detailed Scheduling (PP/DS)" exakt auf alle Ressourcen abgestimmt, eingeplant und den Lieferanten als realistischer Bedarfswert bekannt gegeben.

In Ausnahmefällen verfügen die Disponenten ohne Zeitverzug über alle notwendigen Informationen. Jede Änderung wird beispielsweise in der Auftragsverwaltung registriert, wo sie automatisch eine Lieferterminänderung bis zum Lieferanten auslöst.

Allerdings sollen die Zulieferer wirklich nur in Ausnahmefällen informiert werden. Dazu der Projektverantwortliche Alfred Haas: "Unsere Planung orientiert sich so nah wie möglich am tatsächlichen Bedarf. Wir übermitteln ausschließlich exakte und verlässliche Termine." Wie der IT-Spezialist weiter ausführt, muss für eine nach außen gerichtete Prozessintegration zunächst einmal die innere Struktur vorbereitet werden. "Die Crux vieler unternehmensübergreifender Szenarien ist die, dass aus den Planungssystemen nahezu täglich Änderungen der Liefertermine per E-Mail an den Geschäftspartner versendet werden. Dabei bleibt die Verlässlichkeit auf der Strecke." Nur wenn ein Liefertermin exakt und verlässlich sei, könne der Partner auf dieser Basis seine eigenen Planungsprozesse aufbauen.

Verantwortlich für die Qualität der Information ist unter anderem die direkte Integration des Planungssystems in das Produktdaten-Management (Stammdatenaufbau- und -änderungsprozess), sprich: in die Ausführungsebene. Die automatische Synchronisation der Daten zwischen Planung und Ausführung ist für Haas der große Pluspunkt, den die SAP-Software gegenüber Spezialofferten von i2, Manugistics und anderen Anbietern verbuchen kann. Bei der SAP-Lösung könne stets von einem einheitlichen Datenbestand ausgangen werden.

Deshalb lässt sich der - zunächst sehr hoch erscheinende - Projektaufwand von sechs Millionen Mark und 2400 Manntagen (inklusive Schulung) laut Haas auch nicht eins zu eins mit der Kalkulation für andere SCM-Programme vergleichen. Dort müssten die Kosten für die Ausführungsebene immer noch hinzugezählt werden. Folglich lasse sich nur der SAP-APO-bezogene Anteil, den Haas mit rund 20 Prozent veranschlagt, als Vergleichsgröße heranziehen.

Den hohen Aufwendungen stehen zudem nicht unerhebliche Einsparungen gegenüber. Entwicklungsvorstand Wein beziffert das Potenzial folgendermaßen: "Die Lösung reduziert unsere Lagerbestände für Fertigwaren und Unterkomponenten allein im ersten Jahr um 20 Prozent." Diese Reduktion sei zu gleichen Teilen auf organisatorische wie auf SCM-bedingte Verbesserungen zurückzuführen. Darüber hinaus ist das Unternehmen nun in der Lage, eine mehr als zehnprozentige Steigerung des Auftrags- und Mengenvolumens mit den gleichen Personalressourcen aufzufangen. Insgesamt gehen die Verantwortlichen deshalb von einem Return on Investment in weniger als zwei Jahren aus.

Mit dem Erreichten will sich die Fischer-Gruppe aber nicht zufrieden geben. Nachdem die internen Prozesse auf Vordermann gebracht sind, plant sie, in einem nächsten Schritt die Lieferanten stärker einzubinden: Sie sollen sich mit Hilfe eines Browser-basierten Arbeitsplatzes via Internet auf den "Supplier Workplace" im APO-System einwählen. Damit wird die Grundlage für synchronisierte kollaborative Geschäftsprozesse geschaffen. Auf diese Weise ist es beispielsweise möglich, in Problemfällen Informationen darüber auszutauschen, ob vielleicht Teillieferungunge helfen können, einen bestimmten Auftrag zu erfüllen.

Zudem sollen Großkunden in die Lage versetzt werden, ihre Planungen direkt in das Fischer-System einzustellen. Neben dem weiteren Ausbau der SCM-Lösung - das System soll noch in diesem Jahr an allen deutschen Standorten sowie im tschechischen Werk zum Einsatz kommen - bestimmen deshalb auch Themen wie elektronische Marktplätze und Customer-Relationship Management (CRM) die weitere-IT-Strategie der Fischer-Gruppe.

*Achim Born ist freier Journalist in Köln

Dübel und AnkerBefestigungstechnik ist die Domäne der Upat GmbH & Co., Emmendingen. Das 2700 Artikel umfassende Sortiment des Unternehmens besteht unter anderem aus Kunststoffdübeln und chemischen Verbundankern. Die Produkte sind beispielsweise in der Pariser Metro, im Auswärtigen Amt in Berlin sowie im Berliner Olympiastadion verbaut. In ihrer heutigen Rechtsform existiert die Firma seit 1977; seit 1993 gehört sie zur Fischer-Unternehmensgruppe. Neben dem Hauptwerk in Emmendingen und dem Logistikzentrum in Herbolzheim betreibt Upat Tochtergesellschaften in Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen und der Tschechischen Republik. Von den 550 Mitarbeitern zählen 60 zum deutschen Außendienst.