Neue Übertragungswege verändern das Verhältnis zum Rundfunk

Internationale Radiosender gehen im Internet auf Hörerfang

30.01.1998

Die British Broadcasting Corp. (BBC) gibt in diesem Jahr nach eigenen Angaben beinahe fünf Millionen Dollar für den Ausbau ihrer zwei Monate alten Web-Site aus. Auf den ersten Blick viel Geld - gemessen an den doppelt so hohen Kosten für einen einzigen Kurzwellensender fast ein Schnäppchen.

Für Toni Siegert, Leiter der Abteilung Multimedia Hörfunk des Bayerischen Rundfunks, geht es aber nicht allein darum, eine kostengünstige weltweite Präsenz aufzubauen. Er sieht das Internet gerade auch auf dem heimischen Markt als zusätzliches Übertragungsmedium mit besonderen Eigenschaften. Hörer können beispielsweise jederzeit Informationen anfordern, ohne sich an statische Sendezeiten halten zu müssen.

Der Bayerische Rundfunk hat in Deutschland eine Vorreiterrolle beim Web-Radio übernommen. Bereits Ende 1995 startete der Pilotversuch für das Inforadio B5-Aktuell. Seit März 1996 ist das Programm offiziell im globalen Datennetz zu empfangen, und kürzlich ist der Entertainment-Kanal Bayern 3 auf Sendung gegangen. Weitere deutsche Sender wie SWF 3 oder die Deutsche Welle haben sich dem Trend mittlerweile angeschlossen.

Beobachter erwarten eine radikale Änderung im Verhältnis der Hörer zum Sender durch Online-Audiosendungen. Eine Einschätzung, die Siegert nur bestätigen kann: Während bisherige Radioformen reine Replikationsmechanismen seien, hätten Hörer über interaktive Medien wie das Internet nun die Möglichkeit in das Programm einzugreifen, es mitzugestalten und Kontakt zu halten.