PET-Grundidee: Ein Programmbanksystem

Interaktives Programmieren ab 6,25 Mark/Stunde

04.04.1976

MÜNCHEN- "Rund 8000 Mark im Monat können gespart werden, wenn in einer EDV-Abteilung zwölf Programmierer täglich jeweils vier Stunden mit dem Programm-Entwicklungs-Terminal PET arbeiten und ihre Leistung nur dadurch nur um 30 Prozent steigt" rechnen Softlab und Philips gemeinsam vor. Dabei ist kalkuliert, daß etwa 11000 Mark Personalkosten (ausgehend von 3000 Mark je Programmierer und Monat) und 5000 Mark Nebenkosten gespart werden- und daß für das Programmentwicklungsterminal pro Monat 8000 Mark Miete zu zahlen sind. PET (CW Nr. 42) ist ein dediziertes System zur interaktiven Programmentwicklung und -pflege. Hardware: ein modifiziertes Philips-Datensammelsystem X 1150. Die Standardsoftware für das System wurde mit einem Aufwand von 900 000 Mark (davon sind 400 000 durch einen BMFT-Zuschuß gedeckt) vom Münchener Softlab entwickelt. "PET eröffnet die Möglichkeiten der interaktiven Programmierung zu Kosten zwischen 6,25 und 10 Mark je Stunde Anschaltzeit. Wenn dafür Terminals mit Großrechneranschluß eingesetzt werden, sind nach bisherigen Erfahrungen jedoch Kosten zwischen 60 und 300 Mark je Stunde fällig", erklärte Marketingleiter K. H. Hermann.

Bis zu 10 Bildschirme

Das System wird von Philips vertrieben - Softlab leistet Softwareunterstützung beim Vertrieb und sorgt für die Weiterentwicklung des Standardprogramms. Die Monatsmiete betragt bei einem System mit 96 KB Hauptspeicher, sechs Bildschirmen, einem 68-MB-Plattenspeicher, einem 200-Zeilen-Drucker und DFÜ-Anschluß einschließlich Standardsoftware 8000 Mark. PET kann mit maximal 10 Bildschirmen, je vier Platten und Druckern sowie einer Magnetbandeinheit ausgestattet werden.

Die wesentlichen Grundideen von PET, das man in Analogie zur Textverarbeitung als "Programm-Schreibautomaten" sehen kann, waren die Schaffung eines "Programmbank-Systems", die Dezentralisierung und die maschinelle Unterstützung bewährter Methoden der Softwaretechnologie. Ergebnis: Der Programmierer hat ein dialogorientiertes Informationssystem, der Großrechner wird von Programmentwicklungsarbeiten entlastet, es wird ein guter und firmeneinheitlicher Programmierstil gefördert und die Basis für Software-Projektsteuerung sowie das Job-Accounting im Programmierbereich gelegt.

Der Rationalisierungsgewinn liegt I vor allem in der Verringerung der Routinearbeit. So wird der Programmtext automatisch nach den Regeln der benutzten Sprache formatiert und der Bediener entsprechend der Syntax geführt, was vor allem bei Cobol ins Gewicht fällt. Standardprogrammteile können durch Aufrufe einer Abkürzung ausgewählt werden Teile eines Programmes lassen sieh für die Übernahme in ein anderes kopieren. Eine Suchfunction erlaubt das automatische Auffinden bestimmter Programmteile oder beispielsweise aller Zeilen, in denen eine Kundennummer vorkommt. Die Kundennummer kann dann durch einen Sammelauftrag in alle Zeilen gleichzeitig geändert werden. Durch solche Hilfen werden Flüchtigkeitsfehler weitgehend vermieden und Tipp-Arbeit erheblich verringert.

Weitere Vorteile bietet PET bei der Einarbeitung in unbekannte Programme (wenn beispielsweise der Urheber die Stelle gewechselt hat), beim Umschreiben von Programmen, die unter Emulation laufen, oder bei der Anpassung von Fremdsoftware an die eigenen Bedürfnisse. Das System kann zur Wartung beliebiger Programme verwendet werden.

1200 potentielle Anwender

Bei der Realisierung von Programmen wird derzeit Cobol, PL/1 und Assembler unterstützt - weitere Sprachen wie Fortran und Algol sind angekündigt. Nach Softlab-Meinung kann PET überall dort rationell eingesetzt werden, wo mehr als vier bis fünf Programmierer und Systemanalytiker tätig sind. Für die nächsten fünf Jahre rechnet man mit 1200 potentiellen Anwendern in der Bundesrepublik.