Nicht alle Systemplatinen sind geeignet für MMX-Technologie

Intels Multimedia-Prozessor beschleunigt Verarbeitung von Video und Audio

17.01.1997

Bislang sind zwei Versionen für Desktop-Rechner der bislang unter der Codebezeichnung "P55C" geführten Chips erhältlich, die mit 166 und mit 200 Megahertz getaktet sind. Für Notebooks bringt Intel eine 150- sowie eine 166-Megahertz-Variante. Mehrere PC-Hersteller, darunter Compaq, SNI, Gateway 2000, Dell, Fujitsu, IBM, Acer, Toshiba, Olivetti, Peacock und die Schadt Computertechnik GmbH haben bereits Rechner mit dem neuen Chip angekündigt.

Mit der MMX-Technologie werde der Prozessor insbesondere für die Verarbeitung von Audio- und Videodaten optimiert. Gegenüber herkömmlichen Prozessoren würden die P55C-Chips eine zehn bis 20 Prozent höhere Leistung bieten. Wie Intels Geschäftsführer Joachim Rissmann mitteilte, werden aber erst Applikationen, die speziell auf die Intel-Technologie zugeschnitten sind, diese auch voll ausnutzen.

Rissmann sagte ferner, Ziel sei es, in Zukunft in alle Intel-CPUs die Multimedia-Erweiterungen einzubauen. Auch die aktuelle Chipgeneration Pentium Pro soll um MMX-Eigenschaften erweitert werden. Der entsprechende Prozessor mit Codenamen "Klamath" werde noch im ersten Halbjahr 1997 auf den Markt kommen.

Intels Ingenieure haben sich einiges einfallen lassen, um den Prozessor für Audio- und Videoverarbeitungen zu optimieren. Hierzu brachten sie auf dem Pentium-Prozessor eine eigene MMX-Einheit unter. Außerdem fügte der Prozessormonopolist seinen beiden Pentium-Varianten 57 Befehle hinzu. Darüber hinaus vergrößerte der Chiphersteller die CacheGrößen und verdoppelte die Zahl der Schreibpuffer von zwei auf vier.

Kern der MMX-Technologie ist allerdings eine Entwicklung, die bislang aus den Labors von Supercomputer-Herstellern bekannt war: die Fähigkeit, mit einem Befehl auf mehrere Daten zuzugreifen und gleichzeitig verschiedene Operationen anzustoßen, bekannt als Single Instruction Multiple Data (SIMD).

Erweiterte Chips schaffen auch Probleme

Es gibt auch Probleme mit den neuen Chips: Die MMX-Prozessoren benötigen zwei unterschiedliche Spannungen: 2,8 Volt werden am Prozessorkern gebraucht, 3,3 beziehungsweise 3,5 Volt sind den I/O-Funktionen vorbehalten. Diese Dual-Spannung unterstützen aber nicht alle Systemplatinen. Wie Intel mitteilte, wird man jedoch für altgediente Boards sogenannte Overdrives unter der Bezeichnung P54CTB auf den Markt bringen, die mit den Sockeln 5 und 7 in einer Spannung von 3,3 Volt arbeiten.

Bemerkenswert ist auch die Tatsache, daß sich Intel - um die Kompatibilität zu existierenden Betriebssystemen zu wahren - auf einen Trick verlegt hat: Die Ingenieure haben den MMX-Chips keine neuen Register appliziert. Statt dessen nutzen die getrennten Fließkomma- und MMX-Einheiten dieselben Register. Da aber zu einer gegebenen Zeit immer nur entweder Fließkomma- oder MMX-Tasks abgearbeitet werden können, kann es zu erheblichen Verzögerungen immer dann kommen, wenn in einer Applikation eigentlich beides gleichzeitig nötig wäre.

Dies ist insbesondere bei Anwendungen der Fall, deren Berechnungen häufig auf die Floating Point Unit zugreifen, also bei sämtlichen Grafik-, vor allem 3D-Berechnungen. MMX ist hingegen insbesondere bei Integer-Anwendungen von Vorteil, grob gesagt also bei den meisten Office-Applikationen.

Für die Software-Entwickler bedeutet dies, daß sie ihre Anwendungen zukünftig sowohl MMX-optimiert als auch im herkömmlichen Stil maschinennah schreiben sollten. Bei der Ausführung prüft dann die Anwendung, ob es sich bei der unterliegenden Hardware um einen MMX-Prozessor handelt oder nicht. Anstatt ihre Programme umzuschreiben, um die Vorteile von MMX auszureizen, können Entwickler auch spezielle Schnittstellen wie etwa Microsofts "Direct 3D" nutzen.