Itanium und McKinley sollen Geschäft beleben

Intel muss den Gürtel enger schnallen

02.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Unter der schwachen US-Konjunktur und der anhaltenden Krise im PC-Markt leidet auch der weltweit größte Prozessorlieferant Intel. Nun hat sich der Konzern einen rigiden Sparkurs verordnet - betroffen ist vor allem das Personal.

Vorbei sind die Zeiten, als Kunden Intel die Chips nur so aus den Händen rissen. Um in diesem Jahr operative Kosten in Höhe mehrerer hundert Millionen Dollar einzusparen, will der Konzern frei werdende Stellen nicht wieder besetzen. Entlassungen soll es nicht geben. Der Einstellungsstopp betrifft aber nicht alle Positionen: Hochkarätige Ingenieure und Techniker werden nach wie vor gesucht.

Die rund 80000 Mitarbeiter starke Belegschaft bekommt den Sparkurs auch anderweitig zu spüren: Geplante Gehaltserhöhungen für das Management werden auf Oktober 2001 verschoben. Mitarbeiter im normalen Angestelltenverhältnis sollen zunächst nur die Hälfte der für April geplanten Gehaltserhöhung erhalten, die restlichen 50 Prozent könnten - sofern sich der Konjunkturhimmel wieder aufhellt - im Oktober folgen.

Bereits im vergangenen Monat hatte Intel angekündigt, im laufenden ersten Quartal 2001 werde der Umsatz voraussichtlich um 15 Prozent hinter den Einnahmen der 8,7 Milliarden Dollar vom vierten Quartal vergangenen Jahres zurückbleiben. Rigide Sparmaßnahmen waren beschlossen worden, unter anderem stoppte der Prozessorgigant den Bau neuer Bürogebäude und stellte weniger neue Mitarbeiter ein.

F&E-Etat bleibt unangetastetAn dem Plan, in diesem Jahr zirka 4,3 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung auszugeben, hält Intel jedoch fest. Dagegen sollen die geplanten Ausgaben für neue Fertigungsstätten Gerüchten zufolge von 7,5 Milliarden auf 5,5 bis 6,5 Milliarden Dollar gesenkt werden. Erst vor wenigen Wochen hieß es bei Intel, dieser Kostenblock bleibe unangetastet.

CEO Craig Barrett hatte seine Mitarbeiter in einer E-Mail über die Sparzwänge aufgeklärt und dabei noch einige zusätzliche Details genannt. So wurde der Plan, allen Beschäftigten einen kostenlosen PC für den Privatgebrauch zur Verfügung zu stellen, vorerst bis zum nächsten Jahr auf Eis gelegt. Gleichzeitig strich der Prozessorhersteller die Budgets für Reisen und Überstundenzuschläge um 30 Prozent zusammen.

Die Sparpläne von Intel sind zurzeit keineswegs ungewöhnlich. Sun, Hewlett-Packard (HP), Dell, Gateway und andere hatten ihren Mitarbeitern ebenfalls mitgeteilt, wegen der schleppenden Nachfrage die Budgets zu kürzen. Einstellungsstopps sind bei diesen Firmen schon fast die Regel. Dell, Gateway und HP haben überdies Entlassungen angekündigt.

Eine spürbare Wiederbelebung des Geschäfts verspricht sich Intel in der zweiten Jahreshälfte insbesondere vom Server-Markt, wo die Prozessoren der neuen IA-64-Architektur "Itanium" und im nächsten Jahr auch "McKinley" Marktanteile gewinnen sollen. Allerdings muss Intel erst noch seine Lieferfähigkeit im Highend-Segment unter Beweis stellen: Der Itanium-Chip war ursprünglich bereits für 1999 angekündigt, wurde dann mehrfach verschoben und soll nun endgültig Ende des zweiten Quartals 2001 verfügbar sein. Mit dessen Nachfolger McKinley, nach Meinung von Spezialisten der eigentliche Herausforder für Suns Sparc-Architektur, ist inoffiziellen Angaben zufolge frühestens 2002 zu rechnen.