"Das Ende des 80286er hat bereits begonnen"

Intel: Mit dem 486er in die neunziger Jahre

21.04.1989

MÜNCHEN (CW) - In der vergangenen Woche stellte Intel den Prozessor 80486 als neuestes Mitglied seiner 32-Bit-Bausteine vor. Der Halbleiter ist dreimal schneller als der 80386 und gewährt laut Hersteller volle Kompatibilität zur bestehenden Softwarebasis des Industriestandards. Intel geht davon aus, daß immer mehr Anwendungen von Mainframes auf schnelle PCs ausgelagert werden. Hier soll denn auch die wichtigste Anwendung des Chips - und der Hauptvorteil für den Anwender liegen.

Das amerikanische Halbleiterhaus will sich mit dem 80486 nach eigenen Angaben auf eine Marktentwicklung einstellen, die von Personal Computern eine immer höhere Leistung verlangt. Der Baustein vereinigt dazu bei einer extrem hohen Integrationsdichte den 80386 mit einer Rechenleistung von 20 MIPS, den mathematischen Coprozessor 80387 und den Cache-Controller 80385 mit einem Volumen von 8 KB. Nach Auffassung von Intel sind diese drei Komponenten bei High-End-PCs bereits heute Standard. Der Coprozessor, so ein Intel-Sprecher, werde immer mehr zum Muß, weil immer mehr

Grafikorientierte Softwarepakete auf den 387 bauen und so ein Kreislauf entstehe, "wo eines das andere füttert".

Der neue Prozessor ermöglicht es dem Anwender, die bestehende Softwarebasis aus der MS-DOS-Welt jetzt vom Low-Level-Niveau des 8086/88 bis hin zum High-End von PCs mit dem 80486 und einer Taktfrequenz von 33 Megahertz zu nutzen. Intel ist, ausgehend von einer Studie des Marktforschungsunternehmens Dataquest, der Meinung , daß der Markt für 80286er PCs schrumpft und das Wachstum in der 32-Bit-Welt liegt. Hersteller und Softwarehäuser würden sich laut Intel zunehmend darauf konzentrieren, die technischen Möglichkeiten des 80386 auszunutzen

Der Chip verfügt im wesentlichen über zwei neue Funktionen: Zusätzliche Befehle und entsprechende Pins, mit deren Hilfe sich Mehrprozessorsysteme auf Basis des 80486 aufbauen lassen, sowie ein neues Taktungssystem, das für eine 25-Megahertz -CPU einen Quarz mit nur noch 40 statt 80 Megahertz benötigt. Hohe Stückzahlen sowie eine 33-Megahertz-Version will Intel ab Ende dieses Jahres ausliefern. Um dem von Intel unterstellten Anwenderbedarf nach mehr Durchsatz auch in der Zeit entgegentreten zu können, in der der 80486- wie jetzt der 286- zum alten Eisen gehört., will das Unternehmen zusammen mit Prime eine 100-MIPS- Version in ECL-Technologie entwickeln. Eine entsprechende Mehrprozessorversion soll es dann sogar auf 500 MIPS bringen.

Unternehmen wie IBM, Hewlett-Packard, Sun und Compaq kündigten bereits Rechner an, die auf dem neuen 80486 basieren werden. Auch die Softwarebranche stimmte in den Chor der Leistungshungrigen ein. Borland will Programme schreiben, die vom hohen Durchsatz profitieren. Microsoft kündigte an , das Betribssystem OS/ 2 bis zum nächsten Jahr so auszulegen , daß es der 80486-Hardware nicht hinterherhinkt . Vorerst ist das Unternehmen jedoch damit beschäftigt , die Power des bestehenden 80386 nutzen zu können.