Intel-Konkurrenz durch Chips von AMD und Cyrix belebt das Geschaeft Fuer 1996 ist mit preiswerteren Personal Computern zu rechnen

24.11.1995

MUENCHEN (kk) - Was Microsoft im Bereich Software, ist Intel bei der Hardware: ein Quasimonopolist. Im Gegensatz zu Bill Gates muss sich Intel-Chef Andy Grove allerdings einer hartnaeckigen Konkurrenz erwehren. So kommen aus dem texanischen Austin neue Prozessoren von AMD und Cyrix, die mit Intels 486- oder Pentium- CPUs konkurrieren. PCs mit diesen Chips wird man 1996 kaufen koennen.

Die Cyrix Corp. will noch in diesem Jahr die zweite Generation ihrer "5x86"-CPUs ausliefern. Drei Monate nach der Vorstellung des mit 100 Megahertz getakteten Vorlaeufers wird nun die Variante mit 120 Megahertz angeboten. Cyrix sieht sie von der Leistung her gleichauf mit Intels 90-Megahertz-Pentium und will sie bei einer Abnahmemenge von 1000 Einheiten zum Preis von 160 Dollar pro Stueck abgeben. Gleichzeitig wurde das langsamere Modell um 17 Dollar billiger und kostet nun - ebenfalls im Tausenderpaket - 130 Dollar. Derzeit setzen PC-Hersteller wie AST Research Inc. oder die Acer America Corp. 5x86-Prozessoren von Cyrix ein.

Noch im ersten Quartal 1996 wollen die Cyrix-Manager aus dem texanischen Richardson eine 120-Megahertz-Version des "6x86"- Prozessors - bislang als "M1" bezeichnet - auf den Markt bringen. Derzeit ist eine Variante mit einer Taktrate von 100 Megahertz lieferbar. Michael Slaters Insiderblatt "Microprocessor Report" bescheinigt dieser CPU eine Leistungsfaehigkeit, die "irgendwo zwischen dem Pentium mit 120 und 133 Megahertz liegt".

Nachteilig sei allerdings das Ausmass des Chips mit knapp 400 Quadratmillimetern. In den Cyrix-Labors laufen gegenwaertig Tests mit einer nur etwa halb so grossen CPU, die aus 0,65 Mikrometer breiten Leiterbahnen aufgebaut ist. Bei geringeren Herstellungskosten soll die Taktrate auf 120 Megahertz erhoeht werden. Cyrix will die CPU im ersten Halbjahr 1996 noch weiter verkleinern. Dank der Einfuehrung der 0,5-Mikrometer-Fertigung soll die Taktrate dann auf 133 Megahertz anwachsen. "Damit ist Intel herausgefordert, weiter an der Taktrate des Pentium zu arbeiten", prognostiziert Slaters Insiderjournal.

Der zweite Texaner mit neuen PC-Rechenwerken ist die Advanced Micro Devices Inc. (AMD). Sie bringt mit dem "Am5x86" - frueher als "X5" bezeichnet - einen 133-Megahertz-Chip heraus, der auf einem 486-Kern basiert und in entsprechende 486-Platinen passt. Der Prozessor soll gegen den 75-Megahertz-Pentium antreten und noch im Dezember ausgeliefert werden. Bei einer Abnahme von 1000 Stueck wird er 93 Dollar kosten. Nach Aussagen von AMD eignet sich die CPU auch fuer den Einsatz in tragbaren Rechnern, da sie weniger Strom verbraucht als der Pentium und zudem nur knapp die Haelfte kostet.

AMDs Problemkind ist der "K5"-Prozessor, der schon laengst lieferbar sein sollte. Da aber das Ziel, die Leistung eines Pentiums mit gleicher Taktrate um 30 Prozent zu uebertreffen, nicht erreicht wurde, benannte AMD den Chip einfach in "SSA5" um - das behauptet zumindest der "Microprocessor Report". Die Geschaeftsstelle von AMD in Muenchen bestaetigte, dass diese CPU auf dem gleichen Kern wie der K5 basiert, doch der SSA5 wird weder die urspruenglich avisierte Leistung bringen, noch mit einer Taktrate von mehr als 75 Megahertz laufen.

Der Chip erfaehrt laut AMD nochmals eine Namensaenderung und soll als "5K86/75" vermarktet werden, wobei die Zahl hinter dem Schraegstrich die Taktfrequenz angibt. Ausliefern will man ab dem ersten Quartal 1996; die Massenproduktion soll im zweiten Quartal beginnen.

In der Zwischenzeit laufen die Arbeiten am eigentlichen "K5" weiter, mit dem Ziel, ihn 1,3mal so leistungsfaehig zu machen wie gleich schnell getaktete Intel-Pentiums.

Nach Aussagen von AMD kann dies leicht erreicht werden. Die Entwickler haetten unterschaetzt, dass in gebraeuchlichen PC- Anwendungen viele Befehle enthalten sind, deren Abarbeitung teilweise ueber 15 Taktzyklen erfordert. Solche Befehle haetten fast die halbe Programmlaufzeit fuer sich verbraucht und die Leistungswerte stark nach unten gedrueckt. Die Firma erwartet, dass man nur die Ausfuehrungszeit fuer diese Befehle auf eine Handvoll von Zyklen reduzieren muss, um die gewuenschte Leistungsverbesserung zu erhalten.

Nexgens Pentium-Pendant enthaelt jetzt Koprozessor

AMDs zugekaufte Tochter Nexgen Inc. bietet ab sofort fuer die mit 100 Megahertz getaktete "Nx586"-CPU auch eine Version mit arithmetischem Koprozessor an. Die ebenfalls von IBM produzierte Einheit zur Fliesskommaberechnung ist in die CPU-Mikroarchitektur integriert und erlaubt nach Herstellerangaben die parallele Ausfuehrung der Rechenoperationen, da die vier Grundrechenarten nicht in drei Takten wie bei vergleichbaren Chips ausgefuehrt werden, sondern in nur zwei. Entsprechend ausgestattete Rechner kann man fuer Anfang 1996 erwarten. Nexgen verlangt - bei Abnahme von 1000 Stueck - fuer die Kombination 285 Dollar, 30 Dollar mehr als fuer die CPU allein.

Auf der diesjaehrigen Herbst-Comdex in Las Vegas zeigte Nexgen ausserdem den mit 120 Megahertz getakteten "Nx586-P120", der ebenfalls noch in diesem Jahr ausgeliefert werden soll. Eine Version mit Koprozessor ist fuer das erste Quartal 1996 avisiert. Der 1000er Preis fuer den Chip mit 0,44 Mikrometer breiten Leiterbahnen liegt bei rund 300 Dollar.

"Nx686", Nexgens Flaggschiff, das es mit dem Pentium Pro aufnehmen soll, wird in "K6" umbenannt. AMD wird zugunsten dieser CPU das eigene K6-Projekt stoppen, will den Chip aber Pin-kompatibel zum Intel-Prozessor machen. Die mit 180 Megahertz getaktete Recheneinheit soll Mitte 1996 in die Serienfertigung gehen, kurz danach werden die ersten Systeme verfuegbar sein.

Linley Gwennap vom "Microprocessor Report" attestiert Nexgens K6 Leistungsvorteile gegenueber dem Intel-Angebot. Laegen beide Prozessoren bei der Bearbeitung von 32-Bit-Code noch etwa gleichauf, so uebertreffe der K6 den Pentium-Pro bei der Verarbeitung aelterer 16-Bit-Software bei weitem. Dort naemlich erreiche der neue Intel-Chip bei identischer Taktrate nicht einmal die Schnelligkeit des Vorgaengers Pentium, waehrend der K6 rund 1,4mal so leistungsfaehig wie der Pentium sei. Ausserdem, so Gwennap, schlage der Nachbau bei der Abarbeitung von Multimedia- Applikationen das Original.

Beim Bus-Durchsatz sieht Gwennap allerdings die Truempfe in der Hand von Intel. Zwar haetten beide CPUs einen 64 Bit breiten und mit 66 Megahertz getakteten Bus zum Hauptspeicher, aber der Pentium Pro kann bis zu vier Ladebefehle parallel laufen lassen, waehrend der K6 immer nur einen Hauptspeicherzugriff erlaubt. Daraus ergeben sich unterschiedliche Einsatzgebiete: Der Intel- Chip ist besser geeignet fuer Mehrprozessorsysteme, der K6 fuer PCs.

AMD/Nexgen gehen davon aus, dass sie ihre CPU gleich bei Verfuegbarkeit zu einem fuer PC-Nutzer akzeptablen Preis anbieten koennen, waehrend man fuer den Pentium Pro solches nicht vor 1997 erwartet. Die heute erhaeltlichen Rechner mit Intels Flaggschiff kosten wenigstens 4500 Mark, im Durchschnitt sind rund 8000 Mark zu bezahlen (siehe auch Seite 31).

Die Intel-Rivalen

Diese PC-Hersteller verwenden fuer einige ihrer Rechner CPUs von AMD und/oder Nexgen: Vobis, Escom, Compaq, Digital Equipment, Hewlett-Packard, Acer, ASI, Actebis, NEC, Comtech Computer GmbH.

PC-Prozessoren der Cyrix Corp. setzen unter anderem folgende Rechnerhersteller ein: AST Research, Seiko-Epson, Peacock, Evergreen Technologies Inc., Acer, Computrend Systems, CTX, Futuretech, Microexpress, Sharp.