Der Preiskampf im Prozessormarkt zeigt Folgen

Intel kann hochgesteckte Erwartungen der Analysten nicht erfüllen

23.07.1999
MÜNCHEN (CW) - Intel kann zwar auch im zweiten Quartal 1999 ein deutliches Plus bei Umsatz und Gewinn präsentieren, doch insbesondere die Zahlen in Europa geben keinen Anlaß zum Feiern. Mangelnde Nachfrage und sinkende Chippreise schlugen sich in der Quartalsbilanz der Prozessorschmiede nieder.

Weltweit flossen im zweiten Geschäftsquartal dieses Jahres 6,7 Milliarden Dollar in die Intel-Kassen. Das bedeutet gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres eine Steigerung von 14 Prozent. Der Gewinn betrug 1,7 Milliarden Dollar, das sind 49 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Der Profit pro Aktie lag bei 51 Cent und blieb damit hinter den Erwartungen der Finanzanalysten zurück, die mit einem Gewinn von 53 Cent pro Anteilschein gerechnet hatten.

Speziell in Europa erzielte die Chip-Company aus Santa Clara ein schwaches Resultat. So sank der europäische Anteil an den Gesamteinnahmen von 28 auf 25 Prozent. Dagegen erholt sich der asiatische Markt zunehmend und trug bereits 22 Prozent (ohne Japan) zur Intel-Bilanz bei.

Der Grund für die enttäuschende Bilanz liege in der geringeren Nachfrage und den sinkenden Preisen für die Chips, erklärten die Analysten unisono. Brancheninsider schätzen, daß Intel im letzten Quartal 25,2 Millionen CPUs verkauft hat, das ist rund eine halbe Million weniger als noch im ersten Quartal. Im Durchschnitt nahm Intel 195 Dollar pro CPU ein. Im ersten Viertel des laufenden Geschäftsjahres waren es noch 218 Dollar. Der Durchschnittspreis für Prozessoren war so niedrig wie seit Jahren nicht mehr, bestätigte Paul Otellini, General Manager der Intel Architecture Business Group.

Der kalifornische Chipgigant mußte seiner aggressiven Preispolitik gerade im Low-end-Bereich Tribut zollen. Die Hoffnung, mit den gewinnträchtigeren Xeon-CPUs die im Billigsegment erlittenen Einbußen ausgleichen zu können, erfüllte sich nicht.

Günther Jünger, Geschäftsführer für Zentraleuropa, befürchtet jedoch keine Trendwende, sondern führt die nicht überzeugende Bilanz auf saisonale Schwankungen zurück. So sei das zweite Geschäftsquartal traditionell schwach. Im zweiten Halbjahr werde Intel jedoch deutlich zulegen können. Seinen Optimismus gründet Jünger auf den Beginn des Schuljahres, auf den Intel dieses Jahr auch in Deutschland seine Marketing-Kampagnen besser abstellen möchte, sowie auf das Weihnachtsgeschäft.

Auch der Verkauf des Pentium-III-Prozessors entwickelt sich laut Jünger sehr gut. Er habe von allen Intel-Produkten den besten Start erwischt. Im Vergleich zum ersten Quartal hätten sich die Auslieferungen des neuen CPU-Flaggschiffs verdreifacht.

Die Verzögerungen, die Intel zuletzt bei der Einführung des "Coppermine", der zweiten Pentium-III-Generation, und beim "Merced" einräumen mußte, hält Jünger nicht für gefährlich. Mit dem herkömmlichen Pentium III liege Intel genau im Plan, man werde den in 0,25-Mikrometer-Technik hergestellten Chip noch im August auf Taktfrequenzen von 600 Megahertz hochtreiben.

Mit seiner Einschätzung liegt Jünger im Fahrwasser seiner Bosse in Santa Clara. Auch Firmenchef Craig Barrett setzt große Hoffnungen in die zweite Jahreshälfte. Nach Ansicht von Ashok Kumar, Analyst bei USBancorp Piper Jaffray, hat Intel zwar das finanzielle Klassenziel knapp verfehlt, dafür aber andere Vorgaben wie das Zurückgewinnen von Marktanteilen, erfüllt. Und das zu einem annehmbaren Preis, glaubt Kumar.