Alternative Peripheriemedien drängen sich in den Vordergrund

Intel entwickelt Speicher auf der Basis von IC-Flash-Karten

19.10.1990

MÜNCHEN (CW) - Der Prozessorhersteller Intel hat es sich zum Ziel gesetzt, den Markt für Peripheriemedien aufzurollen. Die jetzt vorgestellten IC-Karten auf Basis von Flash-Speichern könnten vor allem für den Bereich der Laptop- und Notebook-Rechner wichtig werden.

Der Marktführer bei PC-CPUs zeigte Versionen von Speicherkarten mit 1 MB und 4 MB Kapazität. Beide unterstützen den 68poligen Steckverbinder des PCMCIA/JEIDA-Standards (Personal Computer Memory Card International Association/ Japan Electronic Industry Development Association). Die PCMCIA-Norm wurde im August 1990 erstmals veröffentlicht und soll als Standard für ein einziges physikalisches Format und eine einheitliche Datenstruktur durchgesetzt werden. Für das neue Peripheriemedium sprächen vor allem die niedrigere Leistungsaufnahme, das geringe Gewicht sowie eine große Datenstabilität.

Auch Microsoft scheint die Flash-Card-Technologie mit Interesse zu beäugen: Ihr "Flash-File-System" (FFS) ermöglicht es DOS-Anwendern, Intels IC-Karten entsprechend einem konventionellen Speichermedium wie Disketten- oder Festplattenlaufwerken anzusprechen. Darüber hinaus gibt es auch erste Anbieter von Laufwerken, die die Intel-Karten bedienen können und über eine mitgelieferte Software unter dem Betriebssystem DOS ein herkömmliches Diskettenlaufwerk emulieren.Grundlage ist die ETOX-Technologie

Hierzu gehören die in Martinsried bei München ansässige Firma SCM Microsystem GmbH und das New Yorker Unternehmen Databook. Die Poqet Computer Corp. gab bekannt, daß sie nach Abschluß der OEM-Verhandlungen mit Intel die Flash-Speicher-Technologie für ihre Notebook-PCs nutzen werde.

Die Flash-Speicherkarten sind aus Bauelementen entwickelt, denen die ETOX-Technologie (EPROM Tunnel Oxid) zugrundeliegt. Damit lassen sich, basierend auf einer Eintransistor-EPROM-Speicherzelle, hohe Integrationsdichten erzielen.

Die nichtflüchtigen, wiederprogrammierbaren IC-Karten werden in TSOP-Miniaturgehäusen eingefaßt, maximal sind bislang bis zu 4 MB Speicherkapazität realisierbar. Die Solid-State-Speicher, die bei vierfacher Dicke identische Ausmaße wie eine Kreditkarte besitzen, sollen - unter dem Aspekt der Zuverlässigkeit beurteilt - die Eigenschaften mechanischer Plattenlaufwerke weit übertreffen: Die ganz aus Silizium bestehenden Karten garantieren nach Angaben von Intel eine störungsfreie Betriebsdauer (MTBF) von über einer Million Stunden. Das ist zurückzuführen auf die Unempfindlichkeit gegenüber Schmutz-, Feuchtigkeits- und Schockeinwirkungen.

Die Lesezugriffszeit beträgt 250 Nanosekunden - womit die Flash-Speicher erheblich schneller sind als Festplatten -, die Löschzeit wird mit zwei Sekunden für einen 256-KB-Block angegeben. Zudem verhindert ein Schreibschutzschalter unbeabsichtigtes Löschen.

In den Karten arrangiert Intel bis zu 16 Speicher-ICs. Der Stromverbrauch der Minispeicher ist ebenfalls bemerkenswert: Verbraucht ein 2?-Zoll-Laufwerk während des Betriebs etwa 4 Watt - im Ruhemodus immer noch 0,5 Watt -, so betragen die vergleichbaren Werte bei den Karten 0,15 respektive 0,04 Watt.

Intel bietet überdies ein Entwicklungs-Kit für die Flash-Speichersysteme an. Teil des Pakets sind die Karte selbst, eine Schnittstellenplatine für IBM-PC-Speicherkarten, eine Evaluierungsversion von Microsofts FFS-Software, der Quellcode für installierbare Treiber und die Applikations-Dokumentation.

Intel hat drei Einsatzgebiete für das neue Speichermedium im Auge: Die Aktualisierung von Anwendungsprogrammen soll ebenso im Vordergrund stehen wie das Abspeichern von Anwendungen und Daten sowie die Datenerfassung.

Momentan spricht gegen die Flash-Speichertechnologie noch zweierlei: Der Preis für Karten, Laufwerke und Entwicklungs-Kit sind noch hoch. Der Preis für das Kit wird mit 500 Dollar angegeben.

SCMs Laufwerk inklusive Interface-Board und -Anschlußkabel, mit DOS-Treibersoftware und Memory-Card-Adapter kostet etwa 670 Dollar.

Außerdem stellen heutzutage 4 MB Speicher keine sonderlich hohe Kapazität dar. Intel meint allerdings, daß binnen zehn Jahren das Fassungsvermögen solcher Karten auf bis zu 512 MB gewachsen sein soll.

Mit einigen Karten ausgerüstet, stehen dem Anwender darüber hinaus bereits heute komplette Anwendungen samt Datenspeicher in Scheckkartengröße zur Verfügung - für die wachsende Zahl der Notebook-Benutzer ein schwerwiegendes Argument.